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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 129
(PDF, 38 MB)
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Auch oberhalb von Basel standen neben dem Warmbacher Siechenhaus noch
weitere dieser Häuser. Zwischen 1392 und 1592 wird ein solches am Grenzacher
Horn in der Nähe des heutigen Bahnübergangs erwähnt, und von 1313 bis 1540 ist
ein weiteres Siechenhaus am Altrhein von Wyhlen belegt.6 Das größte war sicher
das Leprosorium von Rheinfelden (jetzt Rheinfelden / Schweiz), das westlich der
Stadt stand und schon um die Mitte des 13. Jahrhunderts nachgewiesen ist.7

Infolge der strengen Absonderung der Kranken und auch auf Grund der verbesserten
hygienischen Bedingungen nahm im 16. und 17. Jahrhundert der Aussatz
ständig ab. 1756 starb in Rheinfelden der letzte Sieche8, und heute kommt diese
Seuche in Europa praktisch nicht mehr vor.

Der mittelalterliche Mensch besaß ein zwiespältiges Verhältnis zu diesen Kranken
. Einerseits sah man sie wegen ihres Elends als Gott besonders Nahestehende
an. So werden etwa die Siechen am Grenzacher Horn 1392 als „Gottes liebe
Arme" oder „gute Leute" bezeichnet.

Andererseits glaubte man aber auch, dass diese Aussätzigen für ihre Sünden
büßen müssten, weshalb Barmherzigkeit und Härte ihnen gegenüber abwechselten.

Es scheint uns heute sehr hart, dass diese bejammernswerten Menschen aus der
Gemeinschaft ausgestoßen wurden. Doch nach dem Kenntnisstand der mittelalterlichen
Medizin war eine solche Isolation die einzige Möglichkeit zur Eindämmung
dieser Seuche.

Anmerkungen

1 Friedrich Emil Welti: Die Urkunden des Stifts St. Martin in Rheinfelden, Aarau 1935, Nr. 335
(= Aargauer Urkunden, Band 5)

2 WieAnm. l,Nr.741

3 Hermann Steinegger: Heimatgeschichte Nollingen, Rheinfelden und Umgebung bis zum Jahre
1922, Rheinfelden (Baden) 1935, S. 238, und Generallandesarchiv Karlsruhe, Abteilung 66, Berain
Nr.A 163 (1681). Beraine der Johanniter und St. Martin zu Rheinfelden

4 Ausführlich berichtet habe ich über den Aussatz in meinem Beitrag „Die Siechenhäuser von Grenzach
und Wyhlen sowie der Aussatz im Mittelalter" (in: Das Markgräflerland, 2 /1987, S. 132 ff.)

5 Aus der Reisebeschreibung des Pero Tafur, 1438 und 1439. Mitgeteilt von Karl Stehlin und Rudolf
Thommen. In: Festgabe zur 80. Jahresversammlung der Allgemeinen Geschichtsforschenden Gesellschaft
der Schweiz, S. 55 (Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Basel 1926)

6 WieAnm. 4, S. 132

7 Sebastian Burkart: Geschichte der Stadt Rheinfelden bis zu ihrer Vereinigung mit dem Kanton Aargau
, Aarau 1909, S. 696 ff.

8 WieAnm. 7, S. 698 .

Abbildungsverzeichnis

Die Bilder wurden der Dissertation von Friedrich Bühler: Der Aussatz in der Schweiz, Zürich 1902-1905,

entnommen.

Abb. 2 = Tafel XVII

Abb. 3 = Tafel XVI

Abb. 4 = Tafel III

Abb. 5 u. 6 = Tafel VII

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