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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 142
(PDF, 38 MB)
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Im Hause Suchard ging es denkbar einfach zu. Wie er selbst in jungen Jahren
den Eltern in ihrem Existenzkampf hatte beistehen müssen, hielt er auch seine eigenen
Kinder zur Arbeit an. Seine Frau, die er 1828 geheiratet hatte, stand ihm
wacker bei.

In den ersten Jahren hielt sich Suchard außer einem Knecht und einer Hausgehilfin
kaum irgendwelches Personal. Später teilten sich die Kinder in die Verrichtungen
. Der Sohn besorgte den Briefverkehr, eine Tochter führte die Buchhaltung,
die andere widmete sich mit einer Helferin dem Packen; mit Liebe und Geschmack
wurden schon damals freundliche Bänder und farbenfrohe Schleifen um
die Schokoladeschachteln geschlungen.

Manchmal half auch Vater Suchard beim Versand mit, und in seinem Übereifer
soll er gelegentlich auch einen Bleistift oder die Brille in die Schokoladesendungen
verpackt haben, die von den Kunden dann freundlicherweise als unbestellte
Beigaben wieder zurückgesendet wurden.

Auf seiner ersten Amerikareise hatte Suchard zum Wasser und zu den damals
noch neuartigen Dampfmaschinen Vertrauen gefasst. 1826 schwamm auf dem
Neuenburger See ein Holzschiff namens „Union" mit einer englischen Dampfmaschine
. Es war aber nicht seetüchtig und musste bald abgewrackt werden.

Um 1832 hörte Suchard, dass in Frankreich Dampfschiffe für den Flussverkehr
gebaut würden, und bestellte in Paris ein Schiff für den Neuenburger See.

Es war 38 m lang und 5 m breit und sollte den Namen „L'Industriel" tragen.

Die Dampfmaschine hatte eine Leistung von 20 PS. Nun galt es, das Geld für
die Bezahlung aufzutreiben. Von den 30 Aktien zu 100 Louisdor übernahm er ein
Drittel selbst.

Von den Schwierigkeiten, die dem Unternehmen damals entgegenstanden,
macht man sich heute keinen Begriff mehr. Die Schiffsleute, die den Gütertransport
mit Barken besorgten, waren entschieden gegen die Neuerung, weil sie ihren
Arbeitsplatz in Gefahr sahen. Die Behörden waren ängstlich und stellten rigorose
technische Kontrollvorschriften auf. Trotz des Widerstands vieler Neuenburger lief
das Dampfschiff am 19. Juli 1834 in Neuenburg, von einer interessierten Menge
Neugieriger begleitet, vom Stapel. Philippe Suchard war nicht nur der Gründer
und die Seele der ersten Dampfschifffahrtsgesellschaft, sondern auch der Kapitän
der „Industriel" .

14 Jahre lang führte er täglich das Schiff über den See, von Neuenburg nach
Yverdon und zurück und nach der Erstellung des Zihl-Kanals zwischen dem Bieler
- und dem Neuenburger See auch nach Biel.

An den Ufern des Neuenburger Sees haben vier Kantone Anteil, das bedeutete 4
Zollgebiete. Auf dem Wege von Neuenburg nach Yverdon musste das Schiff auf
der Höhe von Saint-Aubin anhalten. Dort stieg der Zolleinnehmer von Gorgier an
Bord, der 6 Kreuzer Zoll auf den Zentner Ware erhob. Die Zöllner hatten es in der
Hand, dieses Geschäft so lange hinauszuzögern, bis die Reisenden in Yverdon den
Anschluss an die Postkutsche nach Lausanne versäumten. Einmal, so erzählt Philippe
Suchard, wurde ihm die Sache zu bunt, so dass er mit dem Beamten an Bord

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