Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 143
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0145
weiterfuhr, ihn in Concise absetzte und sich die Reise von ihm noch bezahlen ließ.

Die Einwohner erkannten freilich auch bald den Nutzen des Dampfschiffes für
die Allgemeinheit.

Die „Industriel" fuhr in 26 Minuten quer über den Neuenburger See.

Dies bewährte sich besonders und überzeugte die Bevölkerung, als im freibur-
gischen Dorf Montet oberhalb Estavayer ein Brand ausbrach und die Neuenburger
Feuerwehr mit ihrer Spritze nach nur 45 Minuten per Schiff zu Hilfe eilte.

Eine Schwierigkeit besonderer Art lag darin, dass es in Neuenburg und überhaupt
in der Schweiz kaum Leute gab, die mit einer Dampfmaschine umgehen
konnten. Die ersten Maschinisten waren Franzosen oder Engländer. Sie ließen den
Kapitän ihre Unentbehrlichkeit immer wieder fühlen.

So kam es zu gelegentlichen Erpressungen seitens der Maschinisten, oder der
Schiffsmechaniker erklärte auf einem Sonntagsausflug in Nidau, es gefalle ihm so
gut hier, dass er nicht die Absicht habe, gleichen Tags wieder nach Neuenburg zurückzufahren
. So mussten die 240 Passagiere der „Industriel" notgedrungen in
Biel übernachten.

Zur Zeit des Sonderbundskrieges 1847 - das aristokratische Neuenburg sympathisierte
mit dem Sonderbund und wollte den Freiburgern Kriegsmaterial über den See
bringen - kaperten die Waadtländer das Schiff nach allen Regeln der Seeräuberei.

Für den unermüdlichen Suchard war das Amt des Kapitäns und Dampfschiffdirektors
offensichtlich eine Lust. Er hatte jedoch auch seine Zuckerbäckerei in
Neuenburg und seine Schokoladenfabrik in Serrieres zu leiten. Am frühen Morgen
erteilte er in Neuenburg und Serrieres seine Weisungen, dann führte er den
Schiffskurs nach Yverdon oder nach Biel, und wenn er abends wieder eintraf, erwarteten
ihn die Bestellungen, Buchhaltungs- und andere Arbeiten.

Aber am nächsten Morgen um 7 Uhr übernahm er bereits wieder das Kommando
der „Industriel".

Das Beispiel Suchards machte Schule. Schon bald wurde die Dampfschifffahrt
auch auf anderen Schweizer Seen betrieben, so 1835 auf dem Zürichsee. Im gleichen
Jahr war Suchard auch Mitbegründer einer Gesellschaft für Dampfschifffahrt
auf dem Thuner See.

Wie sehr sich Suchard schon in den 50er Jahren mit der Binnenschifffahrt be-
fasste, geht auch aus seiner regen Anteilnahme an der Diskussion um die Juragewässer
-Korrektion hervor, denn als Kapitän der „Industriel" wusste er, was die
Höhe des Seespiegels für die Schifffahrt bedeutete, weshalb er sich mit Energie für
eine Regulierung der natürlichen Wasserläufe am Jurarande einsetzte. Solche Initiativen
waren aber stets auch mit dem Einsatz namhafter persönlicher Mittel verbunden
.

1840 forderte Suchard in einer Flugschrift einen schiffbaren Zihl-Kanal zwischen
dem Neuenburger- und dem Bielersee, da die Zihl wegen ihrer Sandbänke
nur von Barken befahren werden konnte.

Noch im selben Jahr wurde der Kanal durch den Kanton Bern ausgebaggert, sodass
Suchard mit der „Industriel" nun auch den Kurs nach Biel aufnehmen konnte.

143


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2017-01/0145