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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 148
(PDF, 38 MB)
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Wie sehr bei all seinen Unternehmungen doch das Menschliche im Spiel war,
zeigt auch die folgende für Suchard so typische Geschichte.

Die Schlacht bei Solferino am 24. Juni 1859 bildete einen wichtigen Markstein
auf dem Wege der Befreiung Italiens von der Fremdherrschaft. Franzosen und Pie-
montesen unter Napoleon III. schlugen die Österreicher unter Kaiser Franz Josef.

Solferino ist aber auch die Geburtsstätte des Roten Kreuzes. Henri Dunant, dessen
Begründer, schildert in seinem Buche „Eine Erinnerung an Solferino" auch die
freiwillige Hilfeleistung, welche die Bewohner der Umgegend und zufällig anwesende
Leute den Opfern dieser mörderischen Schlacht angedeihen ließen. Ein Geschäftsmann
aus Neuenburg verband während zwei Tagen die Verwundeten und
schrieb für die Sterbenden die letzten Briefe an ihre Familien: man war selbst aus
Rücksicht für ihn gezwungen, seinem Eifer Einhalt zu gebieten. Dieser Geschäftsmann
aus Neuenburg war kein anderer als Philippe Suchard.

Als freiwilliger Helfer folgte er dem Ruf der Evangelischen Gesellschaft von
Genf. Von Mailand aus schrieb er sogleich nach Neuenburg um Verbandsstoff.

„Das ist eine Berufung", notierte Suchard unter dem Eindruck dessen, was er
gesehen hatte, in sein Tagebuch. Unter eigener Lebensgefahr pflegte er die Verstümmelten
und kämpfte tage- und nächtelang gegen den Tod, der hier reiche Ernte
hielt.

Aus Desenzano schrieb er am 9. Juli 1859: „Das schreckliche Schauspiel der
Verwundetentransporte hält weiter an. Hier werden täglich Amputationen vorgenommen
. Die meisten Kirchen sind in Spitäler verwandelt. Ich sah in einer halben
Stunde mehr als 200 Amputierte.

Man hört nichts als Klagen und Schreie. Die Amputationen werden unter dem mildernden
Einfluss von Chloroform durchgeführt. Ein Viertel der Operierten stirbt."

Und am 11. Juli berichtet er: „Während 5 Stunden waren wir von den Kämpfen
umtobt. Unser kleiner Wagen wäre beinahe erdrückt worden. Es ist ein Wunder,
dass wir heil davongekommen sind."

Die gleiche Gesinnung führte ihn im Winter 1870/71 nach Straßburg, dessen Bevölkerung
damals schwer unter dem deutschen Artilleriefeuer litt.

Er beteiligte sich auch in anderer Weise im Dienste an den Mitmenschen.

Um 1870 kamen die Nüchternheitsbestrebungen auf, deren Bedeutung Suchard
sehr wohl erkannte. Zeitlebens war er ja ein vorzüglicher Propagandist gewesen
und hatte schon auf seinem Dampfer „Industriel" seine Schokolade verkauft.

Er griff 1870 den Gedanken des Blauen Kreuzes auf und ließ am Eingang zur
Areuse-Schlucht, an einer Stelle, wo er als Knabe Vieh weidete und die Sense
schwang, ein kleines alkoholfreies Restaurant erstellen, in dem er jahrelang den
Ausflüglern kostenlos eine Tasse Schokolade verabreichte. Gleichzeitig - und
auch dies ist für Suchhard typisch - legte er dem Publikum nahe, freiwillig in eine
Kasse zu spenden, deren Inhalt für den Bau eines Weges durch die Schlucht vorgesehen
war.

Mit einem namhaften eigenen Beitrag kam so tatsächlich ein Weg zustande, dessen
sich heute noch zahlreiche Wanderer durch die romantische Schlucht erfreuen.

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