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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 155
(PDF, 38 MB)
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Prolog

Der Autor des Artikels „Die chemische Industrie von Grenzach",
Heinz Müller-Clemm fasst 1982 etwas zweckpessimistisch zusammen:1

Die Ansiedlung von Industrie, vorherrschendes Ziel so vieler einkommensschwacher
Gemeinwesen, bringt natürlich zahlreiche Umweltprobleme für die Bevölkerung mit
sich, vor allem im Bereich des Wasserbedarfes und der Erhaltung der zur Lufterneuerung
wichtigen Pflanzenpopulationen. Konnte die Infrastruktur Grenzachs und Wyh-
lens durch die Errichtung von Wassermühlen oder Wollwalkereien wegen zu geringen
Wasseraufkommens schon vor 2 Jahrhunderten nicht verbessert werden, wieviel mehr
fällt der Wassermangel in einer hochindustrialisierten Großgemeinde wie Grenzach-
Wyhlen ins Gewicht, zumal die meisten Quellen Oberflächenwasser führen und das
Trinkwasser bereits seit langem aus Grundwasserbrunnen entnommen werden muss.
Mit der Erhöhung des Kühlwasserbedarfs reichte die Kapazität der ehemals 3 Brunnenfür
die Anlage der Firma Hojfmann-La Roche nicht mehr aus, so dass man Wasser
dem Rhein entnehmen musste, das in einer Wasseraufbereitungsanlage gereinigt
wird, die stündlich 10 000 Kubikmeter Wasser bewältigt. Dem Umweltschutz dient die
für chemische Betriebe so wichtige Abwasserreinigungsanlage, die die Firma für ca.
20 Mio. Mark gebaut hat und mit 3-4 Mio. Mark jährlich unterhält. Die Chemieabwässer
werden (seit 1974) bis zu 95 % gereinigt in den Rhein geleitet. Der Bedarf an
Wasser erreicht im Sommer um 153 000 Kubikmeter und im Winter um III 000 Kubikmeter
pro Tag. Lediglich über die Wochenenden sinkt er auf ca. 44 000 Kubikmeter ab.

Größte Anstrengungen werden unternommen, die »Sünden der Väter«, nämlich das
unkontrollierte Ablagern von Chemiemüll und anderen schädlichen Stoffen zu unterbinden
und eine Gefährdung des Grundwassers durch bereits in aufgelassenen Kiesgruben
lagerndem Müll tunlichst zu verhindern, eine schwierige, kaum finanzierbare
Aufgabe. Obschon auch hinsichtlich der Luftverschmutzung teuerste Einrichtungen
zur Reinigung der Abluft von der heimischen Industrie geschaffen worden sind, liegt
Grenzach-Wyhlen unmittelbar im Osten der in Kleinbasel konzentrierten chemischen
Industrie, so dass unvermeidlich mit der Westströmung Geruchs- und Schwebstoffe
über die Gemeinde hinwegziehen, die vor allem dann sehr lästig werden, wenn eine
Hochnebeldecke oder niedrige Quellbewölkung den Abzug in die höhere Atmosphäre
verhindern. So muss auch weiterhin auf die Verbesserung der Umweltbedingungen
größte Sorgfalt verwendet werden. Andererseits muss man aber erkennen, dass
der, nach so vielen entbehrungsreichen Jahrhunderten, durch die Industrialisierung
erreichte Wohlstand nicht umsonst zu haben ist. Man wird diese Gemeinde nicht mehr
zum Kurbad machen können, wie dies noch 1863 erhofft worden war, als man bei der
Suche nach Steinsalz in Grenzach eine Natrium-Calziumchlorid-Bitterw asser quelle
erbohrt hatte: Die Emilienquelle, deren Wasserzusammensetzung qualitativ mit den
Karlsbader Quellen zu vergleichen ist. Sie fließt heute für jeden Bürger kostenlos an
der Stelle der ehemals Imhof sehen Sandgrube in ein Brunnenbecken.

1 Das Markgräflerland, Heft 1 / 1982

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