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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 159
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Praktiken der Entsorgung

Für L'Orsa, die Behörden, aber auch die Fischer war es damit getan, dass die
Abfälle vom Ufer weg in die Mittelströmung verbracht wurden - eben „Aus den
Augen, aus dem Sinn". Was nicht sichtbar ist, ist ungefährlich.

In der Regel ließen die Fabrikbesitzer die Abfälle (nach dem St. Florians-Prinzip)8
so beseitigen:

1 Am Rheinufer ablagern: als Beute des Hochwassers.

2 Von einer Brücke oder einem Abfallsteg in den Rhein werfen.

3 In den Rhein schwemmen: Sogenannte Dreckmühlen zermahlen die festen
Abfälle. Das Fabrikabwasser schwemmt sie dann in den Fluss.

4 Per Schiff in das Tiefenwasser des Rheins einbringen: Mit einem Klappschiff
, der sogenannten „Gierfähre", brachten die Fabriken ab 1917 bis nach
dem Zweiten Weltkrieg ihre festen Abfälle in die Hauptströmung.9

Aber bald hatten auch Basler Rheinschwimmer und Touristenverbände die Nase
voll. Immer wieder schwammen Fische kieloben, und der üble Geruch des Wassers
war nicht zu leugnen. In den 1920er Jahren wurde sehr starke Kritik laut, denn die
Abwässer verschandelten das Stadtbild, auf das so viele Basler stolz sind.

1940 bis 1960

Aber es entstand auch konkret eine Gefahr für die Gesundheit. Besonders, wenn
im Sommer der Wasserstand sank, konzentrierten sich die Chemikalien zu einer
echten Giftbrühe. Die hatte natürlich auch Effekte auf die Versorgung der Bevölkerung
mit Trinkwasser. Prompt kam es 194710 zu einem ersten Notstand und einer
Zuspitzung der Proteste, denn das Trinkwasser war offensichtlich nicht mehr
sauber. Es setzt sich in den Köpfen fest, dass chemisch belastetes Wasser nicht nur
die Gesundheit von Schwimmern und Badenden gefährdet, sondern auch aus dem
Wasserhahn tropft.

Heureka, wir haben es!

Bis zum Bau des Stauwerks wurde der meiste Abfall über Rohre oder sogenannte
Gierfähren in die Mitte des Stroms gebracht und schwamm gen Holland. Nun konzentrierte
sich der Dreck bei der Staustufe und man war nach dem Zweiten Weltkrieg
gezwungen, dem öffentlichen Druck nachzugeben und den Fluss zu entlasten.

8 Heiliger Sankt Florian I Verschon' mein Haus I Zünd' andre an!

9 Nienhaus-Meinau, Casimir: Bericht über die Verunreinigung des Rheins durch Abfallstoffe... an
das Schweizerische Handels- und Landwirthschaftsdepartement, Basel, 1883

10 Forter „Farbenspiel", 100 Jahre Wasserverschmutzung, S.152

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