Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 180
(PDF, 38 MB)
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Hochgradig vergiftetes Material mit 4000 unbekannten Substanzen» bedrohe das
Grundwasser und den Rhein und über die Brunnen in der Hard und den Langen
Erlen «das Trinkwasser von 250 000 Menschen im Kanton Basel-Stadt und in der
Agglomeration». Die den Baselbietern wohl vertrauten Warnungen beziehen sich
bei Mutter jedoch nicht auf die Deponie Feldreben in Muttenz, sondern auf ihre
«Zwillingsschwester», die Kessler grübe in Grenzach, nur wenige hundert Meter
Luftlinie entfernt.

Totalaushub statt Versiegelung

Wie bekannt, ist dort der Präzedenzfall entstanden, dass auf derselben Deponie
eine Besitzerin, nämlich die Roche, ihre Hälfte komplett aushebt, während die andere
Besitzerin, die BASF, ihre Hälfte nur mit kegelförmigen Spundwänden versiegeln
will. Beide Methoden wurden von den Behörden des Landkreises Lörrach rechtlich
genehmigt - doch wie die Muttenzer bei Feldreben fordern auch die Grenzach-Wyh-
lener auf der BASF-Hälfte den Totalaushub.

Fazit

Um 1900 wurden Chemische Fabriken bevorzugt an Orten geplant und gebaut, an
denen Wasserwege eine einfache Entsorgung von Chemieabfällen ermöglichten. So
geschah es auch in Grenzach, direkt an der Grenze zu Basel. Dieser Standort war für
die Firmen Geigy und Roche ein Glücksfall. Zum einen konnten sie sich in Basel
aus Platzgründen nicht ohne weiteres ausbreiten, zum andern waren die Löhne auf
der deutschen Seite niedriger, und neben Zollerleichterungen war der Rhein eine
ideale Möglichkeit, die bei der Produktion anfallenden Abfälle ohne großen Aufwand
loszuwerden.

Dies ist aus damaliger Sicht nicht zu verurteilen, entsprach es doch einem Zeitgeist
, der erst in den 1960er Jahren allmählich hinterfragt wurde. Der Umweltgedanke
existierte noch nicht. Erst als der Rhein zur Energiegewinnung mit Staustufen
versehen wurde, fiel unangenehm auf, was vorher unsichtbar in der Strommitte
elegant der Nordsee zufloss. An den Staustufen konzentrierte sich plötzlich das,
was man am liebsten ohne Aufsehen losgeworden wäre. Die Bevölkerung begann
kritische Fragen zu stellen, sie wollte den „Dreck" nicht mehr sehen. Es waren
eher ästhetische Gründe, aus denen protestiert wurde, denn eine Gefahr durch die
Chemikalien wurde nicht gesehen oder sie wurde heruntergespielt. Die Industrie
reagierte auf diese Proteste und die daraufhin beginnende Entsorgung in leere und
aufgegebene Kiesgruben, am liebsten jenseits der Grenzen, schien anfangs eine ideale
Lösung zu sein. Erst als Auffälligkeiten im Lebensmittel Trinkwasser registriert
wurden, begann man auch über diesen falschen Weg nachzudenken. Da war das
Kind aber bereits in den Brunnen gefallen, denn die Trinkwasserbrunnen waren permanent
von Sickerabfällen bedroht. Erst in den 1970er Jahren, als der Umweltgedanke
langsam in die Öffentlichkeit kam, begannen die Behörden über Forderungen
nach einer Sanierung nachzudenken. Allerdings ziemlich halbherzig, man wollte

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