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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
79.2017, Heft 1.2017
Seite: 192
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Malerei. Nebenher lernte er in der Glaswerkstatt von Otto Staiger die Glastechniken
von der Pike auf. Der Werkstoff Glas faszinierte ihn ein Leben lang.
Als Theo Baumann 1947 nach Schopfheim zog, wo seine Ehefrau Luise herstammt
, begann er mit ersten Aufträgen als Glasmaler und war mit Arbeiten für
Glasfenster in Kirchen betraut. Schon in den 1950er Jahren experimentierte er in
der Glashütte Waldsassen mit Glas. Ein bahnbrechender Glas-Entwurf verschaffte
Baumann 1953 dann den internationalen Durchbruch. Seine neuartige Glasgestaltung
für die von Egon Eiermann gebaute Matthäuskirche in Pforzheim wurde zum
Meilenstein in seiner Karriere. Mit leuchtenden Wänden aus Wabenfenstern und
farbigen Glas- und Betonsteinen ließ Baumann den sakralen Raum wie von innen
heraus magisch erstrahlen - ein viel bewundertes Meisterwerk an Licht, Farbe und
Form.

Mitte der 1950er Jahre kam es zur ersten Zusammenarbeit mit der Firma Rosenthal
, die bis in die 70er Jahre andauern sollte. Gerne erzählte Baumann die Anekdote
, wie er mit einer gedrechselten Holzschale zu Philipp Rosenthal ging. Der
war begeistert von der Form und wollte von dem aufstrebenden jungen Designer
ein Kaffeeservice entworfen haben: der Beginn einer internationalen Laufbahn, in
der Baumann für bedeutende Unternehmen und Porzellanfabriken wie Rosenthal,
Hutschenreuther, Arzberg und Schönwald gearbeitet hat. Zeitlose Eleganz, formvollendete
Ästhetik, klare Einfachheit und Reduktionen der Formen, Funktionalität
gepaart mit Schönheit zeichnen Baumanns Entwürfe für Gebrauchsgeschirr,
Kannen, Tassen, Teller, Tafelservice und Alltagsdinge aus. Viele davon sind Design
-Klassiker geworden. „Einfach, klar, funktional" sollten seine Sachen sein:
„Ich wollte immer Porzellan machen, das für jeden erreichbar ist".

Seine Form „Berlin" wurde zum Millionen-Bestseller, sein stapelbares Bordgeschirr
für die Lufthansa ist ebenso legendär wie die Form „Brasilia", für die er
eine Goldmedaille beim Internationalen Preis von Spanien bekam, oder das Rastergeschirr
, das ihm den Deutschen Bundespreis „Gute Form" einbrachte.

Baumann-Geschirr ist in zahllosen Haushalten, Restaurants und Hotels heute gegenwärtig
.

Der Design-Pionier und unermüdliche Formenerfinder, der 1955 sein eigenes
Studio eröffnete, gehörte 1959 zu den Begründern des Verbandes Deutscher Industriedesigner
.

Seine schier unglaubliche Produktivität umfasste neben dem wegweisenden Porzellan
- und Glasschaffen auch Stuhldesign, Entwürfe für Textilien, Tisch- und
Bettwäsche und Modedesign sowie kühne Kunstkeramik in Zusammenarbeit mit
der Majolika in Karlsruhe. Die internationale Tätigkeit führte den Designer nach
Indien, wo er an der Designhochschule in Ahmedabad lehrte, und nach Fernost zu
Arbeitsaufenthalten in der japanischen Porzellanmanufaktur Fukagawa, die auch
für das Kaiserhaus arbeitet.

Theo Baumann, der auch eine Professur an der Hochschule der Künste in Berlin
hatte, sah sich als „Grenzgänger zwischen Kunst und Design". So gestaltete er
freie Kunstwerke, Skulpturen, Objekte, Bilder, die oft von kubistischen, geometri-

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