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I. KAPITEL
Studien zur Geschichte der Entwicklung und Auflösung
der Bibliothek.
von den anfängen bis auf abt johannes rode.
Die Stätte im Süden von Trier, an der sich während des Mittelalters
die in unseren Tagen wiedererstandene Abtei St. Eucharius-Matthias
erhob, kann ohne Zweifel den Anspruch erheben, einer der ältesten, wenn
nicht gar der älteste Ort Deutschlands zu sein, der dem christlichen Kulte
geweiht war. Mit ihm sind unangefochten die ehrwürdigsten Traditionen
der Trierer Kirche verknüpft.
Die junge christliche Gemeinde, die in Trier erblühte und zu deren
Brennpunkten St. Eucharius gehörte, entfaltete sich in einer Stadt,
von deren damaligen literarischen Interessen uns ein lehrreiches Zeugnis
erhalten ist in dem Monnusmosaik, das heute im Provinzialmu-
seum zu Trier gezeigt wird. Es stammt aus der zweiten Hälfte des 3.
Jhs. Es stellt in dem Mittelfeld Kalliope mit Homer dar, um die sich
die übrigen 8 Musen mit je einem Vertreter ihrer Kunst anordnen.
Gut erhalten sind noch die Felder mit Euterpe und dem Erfinder einer
Harmonielehre Agnis und Urania mit Aratos, der ein astronomisches
Lehrgedicht verfasst hat. Um dieses Mittelstück liegen 8 Quadrate,
in denen die Dichter Hesiod, Ennius, Menander, Virgil und dazu Cicero
erkennbar sind (1).
Kentenich hat darauf hingewiesen, dass « die Träger des Christentums
fast nur in den Kreisen des wandernden Gewerbes und Handels
zu suchen seien », die « aber in jenen Tagen vorzüglich in den Händen der
Syrer» lagen (2). Sicherlich stammte der erste geschichtlich nachweisbare
Bischof von Trier Agritius (j 336) aus dem Orient, vielleicht aus
Antiochia. In Syrien und Palästina waren aber schon im 3. Jh. nicht
1) Vergl. H e t t n e r, Illustr. Führer durch d. Provinzial-Museum. Trier,
1908, S. 64.
2) G. K e n t e n i c h, Geschichte der Stadt Trier. Trier, 1915, S. 36.
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