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« die Erhaltung der von der Antike geschaffenen Kulturwerte verdankt »
wird, sie stehen da «als Hüter des Schönen und Guten » (i).
In diese Zeit vor der endgültigen Eroberung Triers durch die
Franken fällt die Wiederherstellung der Grabkapelle des hl. Eucharius
und Valerius durch den Bischof Cyrillus im Jahre 455, die in den
ersten Frankenstürmen wohl zugrunde gegangen war. An einer solchen
Kirche lebte aber stets ein Kollegium mehrerer Geistlicher. Wenn
daher Gregor von Tours berichtet, dass im Süden und Norden
S. Eucharius und S. Maximin schützend thronen, in der Mitte beider
aber Nicetius für seine Herde wache, so liegt in dieser Zusammenstellung
ein Hinweis darauf, dass St. Eucharius damals, wie der Dom
und St. Maximin eine Stiftskirche war. Einen indirekten literarischen
Ueberrest aus dieser Zeit stellt die Apokalypse (C 48 — T 31) (2)
dar, deren Vorlage nach Text und Bilderschmuck dem 5. Jh, angehört.
Wann sich die Umwandlung zum Kloster und vor allem wann
sich die Einführung der Regel des hl. Benediktus vollzog, erschien bisher
ungeklärt. Zwar heisst es in der Urkunde (3), in der Lutwin, Erzbischof
von Trier, im Jahre 707 den Ort Staiu im Wabergau schenkt, mona-
sterium S. Eucharii in suburbio Treverensi, jedoch kann dieser Ausdruck
damals noch ebenso gut eine Stiftskirche bedeuten. Wenn es damals
schon ein Kloster war, so wurde in ihm die Regel des hl. Kolumban befolgt
, da, wie unten näher dargelegt wird, die regula S. Benedicti erst
weit später eingeführt wurde. Jedenfalls hatten die Insassen, ob Kanoniker
oder Mönche, literarische Interessen, wie das älteste aus der Mattheiser
Bibliothek erhaltene Werk bezeugt. Dieses, das dem Prosper
zugeschriebene Stück de praedicationibus et promissionibus Dei, ist
laut Schreibervermerk im Jahre 719 geschrieben worden.
Das Bestreben der Bischöfe, die alte Wissenschaft und Kultur lebendig
zu erhalten, ist nie gänzlich zugrunde gegangen. Und selbst in
den rauhen Zeiten Karl Martells, als ein Milo auf dem Stuhle des hl.
Eucharius sass, der für Krieg und Jagd mehr Sinn hatte als für Chor und
Schule, der Speer und Schild weit mehr liebte als Codex und Feder,
waren aus der Schule dieser Bischöfe Männer hervorgegangen wie Chro-
degang und Willibrord, die in Kapitel und Klaustrum das hohe Gut
1) Kentenich a. a. O., S. 74.
2) Die kursiv gedruckten Signaturen sind die entsprechenden Nummern des
Kataloges der Bibliothek (s. unten. Kap. II.) ; T 31 = Hs. 31 der Stadtbibliothek
S 96 = Hs. 96 der Seminarbibliothek zu Trier.
3) Beyer-Elteste r-Goerz; Urkundenbuch zur Geschichte der... mittelrheinischen
Territorien. Koblenz, 1860, I, 9.
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