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lerischen Qualitäten zu seiner Zeit besass, den Schöpfer des Registrum
Gregorii und der verwandten Codices. Mag auch er von der Reichenau
her beeinflusst sein, wie denn auch dort die unverkennbaren Spuren
seiner Einwirkung vorhanden sind, jedenfalls ist seine Schule, aus der
die grosse Echternacher hervorging, welche die Reichenauer gewisser-
massen ablöste, gewiss überlebte, in den Trierer Landen beheimatet,
wo allein sie sich weiterentwickelte und fortlebte. Reichenau und Trier-
Echternach sind so die beiden Mittelpunkte der deutschen Malerei der
Ottonenzeit, neben denen alle anderen Schulen wie Köln, Fulda, Regensburg
nur eine beschränkte Bedeutung haben » (i).
Est ist klar, dass diese Bewegung an dem Kloster, das der Huld
Egberts sein Entstehen verdankt, nicht wirkungslos vorbeigegangen
ist. Einen Beweis dafür liefern jene kostbaren Bücher, die bei der Pro-
cession nach der Auffindung der Gebeine des hl. Celsus mitgetragen wurden
(2) : festivam processionem... construxit cum crucibus et cereis,
thuribulis quoque textibusque evangelicis gemmatis... (3). Dass St. Matthias
mehrere solcher wertvollen Codices besass, wissen wir zudem aus
den Berichten über den Streit des Abtes Theoderich mit Erzbischof Heinrich
von Vinstingen. Wilhelm von Meisenburg, den der Erzbischof
anstelle des verdrängten Theoderich zum Abte von St. Matthias gemacht
hatte, schleppte alle Kostbarkeiten u. a. auch Bücher mit sich fort, um
die die Mattheiser Mönche einen langwierigen Streit führen mussten,
der mit ihrer Wiedererlangung endete (4). Die Codices gemmati, pur-
purati, aurei stammen durchweg aus karolingischer und ottonischer
Zeit und sind in späteren Zeiten nicht mehr angefertigt worden, sodass
wir auf Grund dieser allgemeinen Beobachtung annehmen müssen, dass
auch diese umstrittenen Bücher aus der ersten Zeit des Klosters stammen.
Die Bibliothek von St. Eucharius-Matthias entstand also in der
Zeit, da in der Residenzstadt der Caesaren und Imperatoren die lateinische
und zu einem gewissen Teile auch die griechische Kultur eine
Nachblüte erlebte. Sie war in der frühen Frankenzeit ein Mittel in den
Händen der romanischen Erzbischöfe, die Schätze der ererbten Kultur
den jungen, aufstrebenden Germanen zu vermitteln. Sie erlebte die karo-
lingische Renaissance, deren Früchte im Normannensturm leider fast
1) Haseloff-Sauerland, Der Psalter Erzbischof Egberts von Trier.
Trier, 1900, S. 171.
2) MG. SS. VIII, p. 207.
3) Der Kodex Egberti, den die Paulinuskirche zum Geschenk erhalten hatte,
wurde bis in die Neuzeit bei Processionen mitgeführt.
4) Gesta Treverorum, capp. 154 & 169.
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