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Von hoher Bedeutung war es, dass der grosse Abt nicht in der Ordenstradition
aufgewachsen war, sondern auf neuen Wegen zur Förderugn
der überkommenen Bibliothek kam. Erst in reifem Alter trat er in den
Kartäuserorden und war schon 63 Jahre alt, als er, dem Rufe des Erzbi-
schofs Otto von Ziegenhain folgend, die Leitung von St. Matthias übernahm
. Was vor allem seiner Sorge um die Bücherei des Klosters den
Stempel aufdrückte, war die tiefe Bekanntschaft mit dem wissenschaftlichen
Leben seiner Zeit, die er durch seine Studien auf den Universitäten
Paris und Heidelberg erworben hatte. Letzterer hatte er sogar
im Jahre 1413 als Rektor vorgestanden. So ist seine Liebe zu den Büchern,
aber auch seine Sorge um die Bibliothek begreiflich. Die Universitätsbibliothek
zu Heidelberg war ja grossenteils aus Schenkungen und
Vermächtnissen ihrer Professoren und Rektoren zusammengewachsen.
Schon der erste Kanzler, Propst Konrad von Gelnhausen hatte ihr 1396
seine Bibliothek vermacht. Seinem Beispiel folgten eine ganze Reihe
andrer Vermächtnisse : des Rektors Marsilius von Inghen, der Magister
Colinus von Worms, Johannes Muntzinger und Johannes de Noet (1).
Daher ist es nicht verwunderlich, wenn im gleichen Jahre 1417 der
Offizial Johannes Rode bei seinem Eintritt in die Kartause St. Alban
bei Trier dieser seine Bücher im Werte von 300 Goldgulden schenkt. Für
seine bibliographische Exaktheit spricht das Aktenstück, das über diese
Schenkung aufgenommen wurde und jedes einzelne Buch genau verzeichnete
. Redlich hat in einer bisher übersehenen Randbemerkung
entdeckt, dass Rode bei der Uebernahme der Abtswürde in St. Matthias
seine Bücher von dem Kartäuserkonvent zurückkaufte und seiner
neuen Abtei übergab (2).
Leider ist es noch nicht gelungen, aus den erhaltenen Handschriften
mit Sicherheit einige als ursprüngliches Eigentum des ehemaligen Rektors
der Heidelberger Universität und kurfürstlich-erzbischöflichen Ofhcials
nachzuweisen. Die Vermutung spricht dafür, dass vor allem kanoni-
stische Hss. von ihm herstammen. Aliein auch der Katalog gibt keine
bestimmten Aufschlüsse. Zwar findet man eine Eintragung, die unsere
Vermutung bestätigt. H ioy lautet : Summa casuum Bariholomaei
de pisis correcta per dominum Johannem Rode abbatem S. Matthiae. T
1S5 aus der Kartause St. Alban, der Rode, wie eben erwähnt von 1416-
1421 angehörte und von 1419 als Prior vorstand, enthält fol. 223-229
1) Fried r. Wilken Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung
der alten Heidelberger Büchersammlungen. Heidelberg, 1817. S, 12 ff.
2) a. a. O. S. 40.
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