http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/montebaur1931/0053
39
erhalten. Keuffer hat beide in seinem Aufsatz über Bücherei und Bücherwesen
in S. Maximin im Mittelalter veröffentlicht (i). Das erste
Verzeichnis stammt aus dem 12. Jh., das zweite aus dem Ende des
14. Jhs. Leider ist uns aus S. Matthias kein Katalog aus der Zeit vor der
Erfindung Gutenbergs erhalten.
Der einzige heute bekannte Katalog stammt aus dem 16. Jh. Er
ist aber nicht die Urschrift — der amtliche Katalog —, sondern
eine Abschrift desselben (2). Auf dem vorletzten Blatt steht die Bemerkung
«in usum fratris Martini Gorrens » (3). Zunächst steigt unwillkürlich
die Frage auf, zu welchem Zweck sollte ein einzelner Mönch sich
eine besondere Abschrift des Kataloges machen und benützen ? Denn
einerseits wäre es eine überflüssige Arbeit, für den eigenen rein persönlichen
Gebrauch einen besonderen Katalog zu schreiben — man
denke daran, dass es 281 Blatt sind ; andrerseits haben wir nirgendwo
Nachrichten, dass einzelne Klosterinsassen besondere Verzeichnisse in
Händen hatten.
Dieser fr. Martinus Gorrens muss also in einem engeren Zusammenhang
mit der Bibliothek gestanden haben. Ich kann es aber kaum für
möglich halten, dass er Bibliothekar gewesen sei. Denn in dem Text
finden sich Fehler, die ein Kenner des Lateins und der Geschichte nicht
gemacht haben kann. Einige Beispiele mögen diese Annahme belegen :
inB 46 schreibt er nealogia statt genealogia, in D 152 missa pro de sancüs
statt pro defunctis; in D 25 konnte er den Titel des Kardinals Nikol. von
Cues nicht entziffern und schreibt daher piscopi baxinensis. Aus dem
Papste Eugenius, dem der hl. Bernhard sein Buch de consideratione
widmete, macht er in F 31 einen Evangelius. In F 43 fand er ein
unleserliches Wort, das er getreu zu kopieren sich bemühte und als
merllehn abschrieb, während der Sinn des Textes offenbar intellectum
erfordert : Item orationes breves merlletm singiilorum psalmorum afferentes
. Der Druck der Cyropaedie wird bei ihm zur Pedix Cyri... a Yenophite.
Derartige Fehler beweisen, dass es sich nicht nur um Flüchtigkeiten
1) Jahresbericht der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier von 1894
bis 1S99, Trier, 1899, S. 48 ff.
s 2) Die Bemerkung zu F 134 ut patet in frontispicio libri beweist keineswegs,
dass der Schreiber den Katalog an Hand der Bücher angefertigt hat. Soweit ich
die sonstigen Eintragungen kenne, ist es wahrscheinlicher, dass auch diese Bemerkung
schon so in seiner Vorlage gestanden hat.
3) Näheres konnte über seine Persönlichkeit bisher nicht festgestellt werden
, als dass er vor 1581 gestorben ist ; im Nekrolog von St. Matthias steht sein
Name vor dem Erzbischofs Jakob von Eitz, der in diesem Jahre starb. Vergl. S 63
fol. 144&.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/montebaur1931/0053