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lesbarer Handschriften eingestellt hat. Damit lässt sich dann erklären,
dass noch eine Reihe von z. T. sehr alten Handschriften erhalten sind,
die sicherlich damals in S. Matthias waren, aber nicht im Katalog verzeichnet
sind.
Alfred Hessel schreibt in seiner Geschichte der Bibliotheken (i) :
«Die scholastischen Studien, die an der Universität gepflegt wurden
.... veranlassten... eine bessere Durchgliederung des Bücherbestandes
. Massgebend war dabei das System des gelehrten Unterrichts,
wie es sich von der Antike über Cassiodor und Isidor bis zu Alkuin
und Hrabanus Maurus entwickelt hatte. Schon vor dem 13. Jh. schimmerte
es bei der Einteilung der Bücher gelegentlich durch, aber erst
jetzt wurde es prinzipiell zugrunde gelegt. Nur band man sich nicht
starr an das gegebene Schema, sondern variierte es mannigfach, fügte auch
andere Abteilungen hinzu, wenn die Zusammensetzung des Handschriftenvorrates
dazu drängte. Die verschiedenen Klassen wurden in der
Regel koordiniert nebeneinandergestellt, noch nicht aber, wie es zuerst
im 17. Jh. geschah, in ein System von Haupt - und Untergruppen
gebracht » Der Katalog von S. Matthias bietet hierfür ein treffliches
Beispiel. Die Bücher sind in 14 Gruppen eingeteilt, die mit den Buchstaben
des Alphabetes gekennzeichnet sind und zwar folgen auf die Texte
und Kommentare der Bibel (A-C) die Predigtwerke (D), denen
die patristischen und dogmatischen (E), die asketischen (F), juristischen
(G H), die hagiographischen und historischen (I) die philosophischen
(K), die naturwissenschaftlichen (L), die literarischen (M) und die
grammatikalischen (N) folgen. Unter dem Buchstaben 0 sind varia zusammen
gestellt. Zwar haben sich in S 103 die Signatur P 3 bezw.
später J 3 und in S 109 die Signatur V 17, in T 226 die Signatur Y 18
erhalten. Jedoch 5 103 und S 109 finden sich nicht im Katalog, T 226
könnte man allesfalls für identisch mit D 174. halten, das auch als Ser-
mones de tempore et de sanetis bezeichnet ist. Jedoch scheint mir das
unwahrscheinlich. Ich halte eher dafür, dass diese Bände zu einer anderen
Sammlung gehörten, von deren Existenz wir oben sprachen.
Jedenfalls hat die Bibliothek keine weiteren Gruppen umfasst ;
einmal weil unter die vorhandenen sich alles einordnen lässt, zum andern
aber — und das ist durchschlagend — weil sich sonst keine Werke,
weder Handschriften noch Drucke, erhalten haben, die zu diesen Gruppen
gehörten. Es wäre doch unverständlich, wenn diese Kategorien restlos
1) A. Hessel, Geschichte der Bibliotheken. Göttingen 1925, S. 44.
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