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getragen haben. Ein hier gefundener, dem Kaiser Volusian (251—54) gewidmeter Meilenzeiger trägt
die Zahl 17 ab Avent: Die obengenannten älteren Alpenpässe sind seit der Römerzeit fast nicht verbessert
worden, und was die Tracirung derselben (natürlich in der höchsten Lage) anbelangt, so darf
sie auf die ältesten Zeiten zurückgeführt werden. Wir finden hier noch die schmalen 2—3 m breit
gepflasterten Zickzackwege, welche mit Steigungen von ca. 15 % den Fass zu gewinnen suchen. Das
Pflaster zeigt keine besondere Technik, und es sind natürlich hier stets Gleissspuren sichtbar.
v. Bavier bespricht in seiner Chronik der Strassen der Schweizer (Zürich 1878) auch die Alpenpässe und
sagt: „Die Kehren der Septimerstr&sse seien von den Römern bequem und solid angelegt worden."
Die Pflasterungen, d. h. die Versteinung der Strassen war sehr schmal, 1,5—2 m. Planta gibt ebenfalls
eine Beschreibung dieser schon in der Römerzeit benützten Alpenpässe; er wiederholt die
Aussagen von Bavier und sagt ferner : „Die Steigungen der Septimerstv&sse seien auf ca. 15 % ausgeglichen
, weit und schön." Der Pass des grossen Bernhard ist ähnlich angelegt und war zur Römerzeit
mit Schneesäulen und Wasserrinnen versehen.
Die Strasse Nr. 4 von Verona über den Arlberg nach Brigantium.
Die Strasse von Verona nach Trient, der Station Tridentum der Römer, von da nach Pons
Drusi (Bötzen), sodann durch das Winschgau über Meran hinauf zum Rescherpass und von da hinab
durch das Innthal nach Landeck, wo das vom Arlberg kommende Stanzerth.nl einmündet, muss auf die
ältesten Zeiten zurückgeführt werden. Vor der Römerzeit war schon hier ein besuchter Verbindungsweg
in den durch Fruchtbarkeit und sonnige Lage ausgezeichneten Thälern. Schon unter Drusus soll
dieser Weg von den Römern benützt worden sein. Die Funde von zwei Meilenzeigern bei Toll und
Rabland, oberhalb Meran, bestätigen, dass diese Strasse von Kaiser Claudius in fahrbaren Stand gesetzt
wurde. Von Landeck aus führte diese Strasse das Stanzer Thal hinauf zum Arlbergpass (1797 m)
und von da nach Feldkirch, wo sie in die Heerstrasse von Curia nach Brigantium einmündete. Diese
Strasse von hier mit Augsburg in Verbindung wird als Via Claudia bezeichnet und es fehlte nicht an
Liebhabern, welche sich diese Strasse über Pomone (Lauingen), die rauhe Alp bis Cannstatt und von
da bis Colonia Nemetum (Speier) fortgesetzt dachten. Bei Meran ist Ober Mais bekannt durch
bedeutende römische Baureste.
Eine andere Alpenstrasse, welche erst in der letzteren Zeit der Römerherrschaft als eine Marschlinie
aufkam, ist die über den Brenner 1362 m und von Innsbruck über Scharnitz und Partenkirchen nach
Augsburg. Sie ist durch zahlreiche Funde, namentlich an Wegsäulen bestätigt, so bei Matrei, Villen,
Kematen, Mittenwald, Partenkirchen etc. Eigentlich gehören die beiden letztgenannten Alpenpässe nicht
mehr zu Südwestdeutschland, wir haben sie daher nur kurz berührt, um das Bild der Ausdehnung
der römischen Heerstrassen deutlicher zu erklären.
Die Strasse Nr. 5 von Vevey nach Genava (Genf) und von da nach Vienna (Vienne).
Diese Heerstrasse hatte in der ersten Zeit der Römerherrschaft eine grössere Bedeutung, sie
verband auf dem kürzesten und besten Wege die Hauptstadt Vienna mit der Hauptstadt Aventicum.
Von Vevey aus folgte sie dem nördlichen Ufer des Leman bis nach Genf, und berührte die beiden
in den Itinerarien genannten Militärstationen Lousanna (Vidy 3 km. von dem heutigen Lausanne
mehr am Seeufer gelegen) und Noviodunum, die Colonia Julia Equestris, das heutige Städtchen
Nyon. Zahlreiche Funde von Denkmäler, namentlich von Wegsäulen bei St. Saphorin, Cutty, St. Pren,
Aubonne, Rolle, Nyon und bei Genf, deren Entfernungsangaben sich auf die Hauptstädte Octodurum,
Aventicum und Col. Equestris beziehen. Lousanna hiess im Itin. Anton. Lacus Lausonius (siehe den im
Rathhaus in Lausanne eingemauerten Inschriftenstein). Die älteste Strasse heisst hier heute noch
Rue d'Etrax. Von der römischen Niederlassung, welche nie ausgegraben wurde, ist keine Spur mehr
zu sehen, und ebenso ist längs des ganzen Ufers die Römerstrasse, wo sie nicht die Grundlage der
jetzigen Landstrasse bildet, ganz verwischt. — Der geräumige rechteckig geformte Platz auf der
ansehnlichen Bergerhebung zunächst am Schloss in Nyon, die Inschriftenfunde und die herrlichen
Fundstücke von Kunstbauten aus der Römerzeit bestätigen, dass hier eine gut befestigte römische Niederlassung
von militärischer Bedeutung war. Die nächste Station 16 M. von da ist Genava (Genf). Die Hauptstadt
(Oppidum) der Allobroger und später Vicus der Colonia Vienna. Genf ist reich an Inschriftenfunden
(siehe Mommsen 62 — 111) und die Örtlichkeit der Altstadt lässt auf eine von der Natur zur
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