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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/nouvel_alsacien_1948/0041
Der Brand von Souffelweyersheim

Eine Episode aus dem Napoleonischen Krieg nach alten Aufzeichnungen und Ueberlieferungen von Ch. B-

Es war im Juni 1815. Der bisher unbesiegte Adler war,
in der trostlosen Ebene von Waterloo den vereinten Anstrengungen
seiner Feinde erlegen. Engländer und Preus-
sen, Wellington und Blücher, hatten alles daran gesetzt,
um den schon gebeugten aber noch nicht gebrochenen Titanen
des Schlachtfeldes endgültig niederzuringen. Als ein
Flüchtling verliess er die Walstatt. Er, der es gewohnt war,
Königen zu gebieten, Herrscher ab- und einzusetzen, und
selbst den Stellvertreter Gottes unter seine geschwungene
Fuchtel zu bringen glaubte-

Den Kaiser hatte sein «Stern» endgültig preisgegeben.

Da und dort kämpften jedoch einige seiner letzten Getreuen
unentwegt weiter, in der Hoffnung, die Siegesgöttin
würde nicht die leichtsinnige, wetterwendische Person
sein, als welche grosse Poeten sie dahingestellt hatten.

General Rapp war einer von diesem letzten Fähnlein
Getreuen, der alles tat, was in seiner Macht stand,
um den schon mürben, und in allen Fugen krachenden
Thron seines Herrschers und geliebten Kaisers
zu stützen. Er befehligte die französischen Truppen
im Unteren Elsass, von Lauterburg bis Strassburg,
das er um jeden Preis halten wollte.

Düster ragte das Münster in den blassen Sommerhimmel
hinein. Von den vier «Schnecken» wehte
die Kriegsfahne. Die Stadttore waren geschlossen
, und von den Mauern gähnten die schwarzen
Schlünde der Kanonen finster ins Land hinaus. Die
fetten Weizenfelder wogten golden in dem leichten
Luftzuge, der aus dem Brumatherwalde heraufwehte.

Eine Kette von Wachposten zog sich von der
III über Hoenheim, Souffelweyersheim, die Bru-
matherstrasse, Lampertheim, Hausbergen und die
Molsheimerstrasse bis zur Zaberner Strasse. Diese
Schutzmauer von französischen Soldaten sollte die
«Alliierten» von den Wällen der Stadt Strasbourg
abhalten.

General Rapp hatte zuerst versucht, die Preus-
sen, Deutschen und Russen gänzlich vom elsässi-
schen Boden fernzuhalten. Am 24. Juni hatte er die
Württemberger über die Lauter zurückgeworfen, die
Oesterreicher bei Seltz, und hatte sich dann, immerzu
kämpfend, über Surbourg und Haguenau,
nach Strasbourg zurückgezogen.

Als die Kunde vom Marsche der Alliierten auf
Paris, nach der Schlacht von Waterloo, zu ihm
drang, konnte von einer Verteidigung des Elsass
nicht mehr die Rede sein. Mit blutendem Herzen
musste sich der tapfere General auf die Verteidigung
der Feste Strasbourg beschränken.

Von Wissembourg bis Brumath und Venden-
heim wimmelte es nur so von alliierten Truppen,

Württemberger, Oesterreicher, Russen, ergossen sich wie
eine Sturmflut über das Land,, und machten erst Halt angesichts
der entschlossenen Truppen des Generals Rapp.

Unter den Strasbourg nahe liegenden Dörfern war besonders
Souffelweyersheim von dem hereinbrechenden Gewitter
bedroht, da es gewissermassen als «Puffer» zwischen
beiden feindlichen Armeen lag. Auch lebten die Einwohner
in banger Erwartung der Dinge, die da kommen sollten.

Der Bürgermeister, Georg Schaeffer, ein kurzer, stämmiger
Mann, hemdärmelig, mit einem roten Gilet und
kurzen Kniehosen bekleidet, stand an seinem Hoftore und
spähte die Gassen auf und ab. Da trat ein junger Mann,
in zerlumpter, schmutziger Uniform, das Gesicht unrasiert,
zi- ihm und blieb wortlos vor ihm stehen. Der Bürgermeister
erkannte ihn sofort. Es war der Christian aus Kraut-
willer, ein wenig empfehlenswertes Subjekt, das sich als
«Volontaire» gemeldet hatte- Er verlangte in gebietendem


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