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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 10
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Eine 'ungewöhnliche Ahtwahl

Von Oskar K.oh ler

Abt Jakob von Schuttern war in den Julitagen des Jahres 1600
gestorben. Er wurde aufgebahrt, wie es der Brauch war. Kerzen
brannten zu seinen Häupten, und die Mönche hielten abwechselnd
die Totenwache.

Um diese Zeit saß der Prior des Klosters in seinem Zimmer.
Ein Schwärm sorgenvoller Gedanken umflatterte ihn. Da war es
also gekommen, wie es vorauszusehen war. Der Abt war tot.
Er, der Prior, würde aller Wahrscheinlichkeit nach sein Nachfolget
werden. Aber die Wahl würde voraussichtlich nicht ohne Reibung
und Schwierigkeiten vonstatten gehen. Schon jetzt war sie, wenn
man so sagen wollte, durch eine Unterlassungssünde des Klosters
belastet. Gleich nach dem Tode des Abtes hätte man nämlich einen
Boten nach Neudautenstein bei Seelbach schicken müssen, um dem
Grafen Jakob von Geroldseck, der dort seinen Sitz hatte, dieses
betrübliche Ereignis kundzutun. Und was wäre dann geschehen?
Graf Jakob hätte daraufhin sofort eine Anzahl Soldaten ins Kloster
gelegt, um die Pforte und alle übrigen Ausgänge bewachen zu
lassen. Die Türen zu den wichtigsten Gemächern würden auf seinen
Befehl versiegelt werden. Die Schlüssel müßten ihm, bzw. seinem
Bevollmächtigten übergeben werden bis nach Erledigung der Wahl.
Und all das zu tun, war des Herrn von Geroldseck gutes Recht
und, wenn man so wollte, auch seine Pflicht. Dem alten Herkommen
nach war es immer so gewesen, wenn ein Abt starb und ein
neuer gewählt werden mußte. Man hatte dieses Herkommen im
Kloster aber auch immer als eine rechte Last empfunden, und dieses
Mal fürchtete man sich geradezu davor. Mit gutem Grund. Denn
die ganzen Jahre her lebte das Kloster mit dem Grafen in einem
gespannten Verhältnis. Die Verdrießlichkeiten und ärgerlichen Zwischenfälle
wollten kein Ende nehmen. Bald lag- man sich wegen
des Kastenvogteizehntens in den Haaren, bald wegen des Weins,
bald wegen Atzung und Herberge oder wegen sonst einer „Gerechtigkeit
". Und wenn jetzt die Soldaten des Grafen ins Kloster
kamen, dann wollten sie nicht nur schön Wache halten, sie wollten
auch essen und trinken. Viel essen und noch mehr trinken!
Dann würden sie auch ihre Nasen überall hineinstecken, in den

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