http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1949/0026
5 Schillingen; hob aber die Infamie „von Obrikeitswegen" wieder
auf, und die Zunft mußte ihn wieder als „einen ehrlichen Meister
ansehen".
Mit der Folter und den Hinrichtungen hatte also der Gengenbacher
Henker blitzwenig zu tun. Seine Hauptaufgabe war das Geschäft
des Schinders oder Waasenmeisters. Da war er dann auch
scharf darauf aus, daß die Bauern ihn beizogen, wenn sie irgendwelches
Vieh verloren; auch wenn er nur erfuhr, daß ein Bauer ein
eingegangenes Kalb, ein Schwein oder eine Ziege verloren und
dann eigenhändig verlocht hatte, führte er sofort Klage beim Rate,
und der sorgte dann dafür, daß der Nachrichter wenigstens noch
seine übliche Gebühr auch in diesem Falle erhielt.
Viel beigezogen wurde er aber auch als Medizinmann bei Erkrankungen
im Stalle. Jedenfalls holten die Bauern die nötigen Medizinen
viel lieber bei ihm als in der Apotheke. Doch auch für menschliche
Erkrankungen hatte der Scharfrichter allerlei Medizinen, die
bei den Bauern geschätzt waren. Erst als der Gengenbacher Rat
eine eigene Stadtapotheke eingerichtet hatte, die allerdings fast
nie aus den Bankrottnöten herauskam, schrieb der Rat vor, daß die
Leute beim Scharfrichter keine Arzneien mehr holen sollten; doch
im Geheimen ging der Handel unentwegt weiter. —
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