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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 66
(PDF, 43 MB)
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feit vermerken muß: „Omnia ad bellum spectant", d. h. Alles sieht
nach Krieg aus! (Eintrag vom 17. Januar 1652).

Kulturgeschichtlich sind von Bedeutung für die damalige
Zeit Gaissers Aufzeichnungen über seine Badeerlebnisse in
Rippoldsau. Wir fügen dem bereits von uns im 1. Teile dargelegten
noch Weniges hinzu. Es ist angesichts des Ernstes der Zeit erstaunlich
— und doch auch anderseits im Hinblick auf den allgemeinen
Drang nach seelischer Entlastung vom Druck der auf den Gemütern
lastenden Zeitnöten wohl begreiflich — zu hören, wie in Rippoldsau
(und nicht minder in den andern Kniebisbädern) heiteres Badeleben
im Schwünge ist, in Formen, die uns Heutigen nicht so ohne weiteres
verständlich sind. Was uns der zeitgenössische Satiriker Mosche-
rosch aus Willstätt in seinen „Wunderlichen und wahrhaftigen Geschichten
Philanders von Sittewald" darüber in drastischer Anschaulichkeit
vor Augen führt, gilt wohl mehr für das „mondänere" Bad
Griesbach als für das bescheidenere Rippoldsau, aber es stimmt im
ganzen zu dem von Gaisser Berichteten über das Treiben der Badegäste
, bei denen Trink-, Bade- und Schröpfkuren mit Trinken,
Schlemmen, Tanzen und sonstigem lautem Getue in fröhlichem
Reigen abwechselten. Daß unter diesen Gästen neben den hochfürstlichen
und gemeinadeligen Personen das klostergeistliche und
darunter besonders das weibliche Element ein starkes Kontingent
stellt, will uns vor allem fremdartig dünken. Doch müssen wir bei
letzterem bedenken, daß damals die Nonnen aus Klöstern wie Amten-
hausen großenteils adeliger Abstammung waren und daß diese Töchter
aus adeligen Familien sehr oft den Schleier aus der sehr irdischen
Rücksicht auf standesgemäße Versorgung in dieser Form nahmen
. (Daher auch die häufigen Klagen Gaissers als des verantwortlichen
Vorgesetzten über deren Verstöße gegen die Klosterzucht
durch unbefugte Selbstbeurlaubung und gelegentlich auch Schlimmeres
.)

In zweiter Linie spielt der Weinverbrauch und der Weinbezug
— besonders aus der unteren Ortenau und aus dem Elsaß —
in Gaissers Aufzeichnungen eine bemerkenswerte Rolle. Man weiß
in jenen Zeitläufen so gut wie heute (wahrscheinlich noch mehr
— auch hier gilt wohl das obenerwähnte psycholog.Moment!), die Klosterleute
samt dem Abt nicht ausgenommen, einen guten und reichlichen
Tropfen wohl zu schätzen. Wenn der Abt gewissenhaft jede
Anfuhr von Wein, besonders rotem, samt den Kostproben registriert
mit Ausdrücken wie „guot win us dem Elsäß kommen" (diesmal in '




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