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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
29. Heft.1949
Seite: 114
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Dieser ging in seiner Gewalttätigkeit auf das Ganze. Es war im
Jahre 1606. Der neue Landvogt verlangt vom Rat, daß er ihm
huldige. Die Offenburger Herren aber weigern sich, weil der Landvogt
„nicht ordentlicher weiß nominiert" sei. Dieser gibt seinem
Mißfallen darüber Ausdruck, daß die Offenburger Bürger seiner Person
nicht die nötige Achtung entgegenbringen, und beschwert sich,
weil man in der Stadt „unziemblich" von ihm rede. Er selbst aber
äußert sich abfällig über die städtische Gerichtshoheit und ficht
Urteile des Zwölferrats an. Als ein Ratsmitglied das Offenburger
Recht verteidigt, entgegnet er ihm: „Was habt Ihr für Recht?" und
schilt die Offenburger Ratsherren „lauter zusammengelaufene Schuhmacher
und Schneider". Wenn er bei einer anderen Gelegenheit
erklärte, Offenburg dürfe sich nicht mit Städten wie Konstanz, Chur,
Straßburg und Frankfurt vergleichen, und beifügte, die Offenburger
Bürger seien „in seiner Herrschaft Gewalt, sobald sie drei Schritte
aus der Stadt" seien, so ließ er durchblicken, daß er die Einverleibung
des Reichsstädtchens in das vorderösterreichische Territorium
erstrebte. Die reichsunmittelbare Stellung Ottenburgs war in Gefahr.
Darüber konnte kein Zweifel bestehen. Deshalb beschloß der Rat,
die „fürnehmbsten" Privilegien in zwei Bücher einzutragen. Das eine
kam in die Hände des Schultheißen, das andere sollte der Stadtschreiber
bei jeder Ratssitzung mit sich führen, um „sich in der-
gleychen fürfäll zu ersehen". In den folgenden Jahren herrschte ein
andauernder Kampfzustand. Die Beamten der Landvogtei verübten
Ausschreitungen auf dem städtischen Hoheitsgebiet, und die Untertanen
bliesen in ihr Horn. Da vergnügte sich z. B. ein Bühler Bauer
an der Kinzig damit, Salmen zu fangen. Er stand aber auf reichsstädtischem
Boden. Von einem dazukommenden Offenburger Bürger
darauf aufmerksam gemacht, gab er ihm zurück: „Die Offenburger
Herren sollen mich am Ellenbogen küssen". Ein Ortenberger Bauer
schalt Offenburg eine „Diebesstadt": Wenn der Galgen vor der Stadt
umfallen würde, so würden die Bürger denselben auch noch in die
Stadt holen. Ein ander Mal schoß ein Offenburger Bürger auf seinem
Acker in der Ortenberger Gemarkung Tauben. Als der Landvogt
davon hörte, stieß er die Drohung aus: Wenn er solche Schelmen erwische
, werde er sie „strecken lassen"; er wolle die Offenburger
„kämmen", wie der Rat seine Ortenauer „kämme".
Einige Jahre später nahm er die Bestrebungen seiner Vorgänger
m wieder auf, die auf die Auflösung des Offenburger Pfarrverbandes
hinzielten. Jetzt sollten nicht nur Weingarten und Ortenberg-Bühl-

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