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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
30. Heft.1950
Seite: 26
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allgemein. So entstand auch in Offenburg ein Predigeramt oder
Prädikatur (von lat. praedicare = das Wort Gottes verkünden).
Es erwies sich als notwendig, den Prädikanten so zu stellen, daß er
seinen Lebensunterhalt nicht durch andere Dienstleistungen erwerben
mußte. Auf diese Weise verschwanden die Altaristen in Offenburg
. Es waren geistliche Proletarier, die in Zeiten der Not keine
Kraft der Treue aufbringen konnten. Der Sturm fegte sie hinweg.

Die Reformation in Ottenburg

Dieser Vorgang zeigt, daß die Stadtobrigkeit allmählich in Bereiche
hineinregierte, die früher ausschließlich Sache der Kirche
gewesen waren. Sie ging aber noch einen Schritt weiter. Im Jahre
1525 stellte der Magistrat zwei Prediger an, die dem Kirchherrn
nicht untergeordnet sein sollten. Damit wurde die bisherige kirchliche
Ordnung empfindlich gestört. Wie die meisten südwestdeutschen
Städte, die ja am stärksten evangelisch-reformfreundlich
waren, trat auch Offenburg zur neuen Lehre über. Es war eben die
Zeit des großen, extensiven Wachsens der Reformation, die Jahre
1525—1529.

Da drängt sich die Frage auf : Wurde diese Wandlung auch wirklich
innerlich vollzogen ? Wirkten reine Motive der Erkenntnis und
des Glaubens, oder vollzog sich der Religionswechsel unter äußerem
Druck, oder waren materielle Gründe im Spiel ? Bei den Städten
standen oft die wirtschaftlichen Fragen im Vordergrund, nach Lehre
und Religion wurde weniger gefragt. In vielen Städten hatte die
Reformation die Säkularisation von Klöstern im Interesse der eigenen
Tasche zum Ziel. Diese Tendenz ist auch in Offenburg festzustellen
. 1531 starb der letzte Insasse des Beghinenhauses. Der Rat
machte Miene, das stattliche Vermögen einzuziehen. Die Franziskanerpatres
aber, die ebenfalls vom Geist der neuen Lehre beeinflußt
waren und eine Umgestaltung ihres Klosters im Sinne der
Reformation erwogen, erhoben auch Anspruch auf das Erbe. Stadt
und Kloster einigten sich, die Beghinenschaffnei unter sich zu teilen.
Aber schließlich unterblieb die Reformierung des Barfüßerklosters,
und das Beghinenhaus ging in den Besitz der Stadt über.

Wie stellte sich aber die Masse des gläubigen Volkes zur neuen
Lehre ? Zum Wesen des reformatorischen Durchbruchs gehörte auch
das Heimlich-Unterirdische, das geistig Ansteckende, das Tumul-
tuarische und die Mitwirkung der unteren Volksmassen. Zweifellos

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