http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1950/0027
hatte auch in Offenburg
eine revolutionäre Stimmung
die Gläubigen, die
eine gereinigte Kirche
verlangten, erfaßt. Weite
Kreise der Bevölkerung
waren gegen den Klerus
aufgebracht, der seine
Seelsorgepflichten vernachlässigte
. Mißtrauen
gegen die Obrigkeit sitzt
ohnedies immer tief im
Volk. So mögen Luthers
Worte, die mit überraschender
Schnelligkeit
durch die Lande flogen,
auch in der Offenburger
Bevölkerung gezündet
haben. Aber die Masse
ist unbeständig, unberechenbar
. Luther selbst
sagte : „Der Pöbel ist
leichtlich zu bereden,
überdies lüstern, Neues
zu hören." Der Anschluß
an den neuen Glauben
vollzog sich bei vielen
Menschen nur äußerlich,
die wahre, innere Teilnahme fehlte. Sicherlich tat das Straßburger
Beispiel seine Wirkung.
Schließlich lag das kirchlich-religiöse Schicksal der einzelnen Städte
und Länder bei der Obrigkeit. Das beweist die weitere Entwicklung.
1530 traten die Offenburger Abgesandten auf dem Augsburger
Reichstag an der Seite der Straßburger für die neue Lehre ein. Sie
bekannten sich aber auch zu denjenigen Reichsständen, die dem
Kaiser Gehorsam versprachen. Das war ein Bekenntnis zu Kaiser
und Reich und damit zur Idee des christlichen Universalismus. So ist
es nicht zu verwundern, daß sich nach 1531 in der Gesinnung der
Offenburger Stadtväter ein Umschwung vollzog. Je mehr Fortschritte
der Protestantismus in Straßburg machte, desto mehr kehrte
Epitaph des Straßburger Domherrn Caspar Wydt
an der Pfarrkirche Hl. Kreuz in Offenburg
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