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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
31. Heft.1951
Seite: 153
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jährigen Vergangenheit ist. Von ähnlichen frühen Umbauten solcher
Eigenkirchen sind noch frühromanische Chortürme erhalten zu
Dangolsheim, Küttolsheim und zu Schwindratzheim; teilweise auch
zu Ulm; der alte Chorturm von Vimbuch wurde 1891 abgebrochen,
schon lange vorher „der ansehnliche Turm" von St. Michael zu
Schwarzach. Für das hohe Alter dieser Eigenkirchen sprechen auch
ihre Kirchenpatrone, Michael, Johannes Bapt., Margarethe, Nikolaus,
Martin und Atala.

Die eigenartige Klosterpolitik Karls des Großen28) berührte wohl
auch Arnulfsau. Seine einmalige Vielseitigkeit erließ Bau-, Wirtschafts
- und Schulordnungen; als Ehrenabt stand er Murbach besonders
nahe; sicher besuchte er von seiner Pfalz in Brumath aus auch
das Inselkloster bei Drusenheim, wenigstens um die Lateinschule zu
besichtigen. Seltsam ist, daß ein Jahr nach seinem Tode das Kloster
auf Arnulf sau in Flammen steht; nach Ruthards Tod war die Insel
,,unter die Grafschaft Ruthelins gefallen, der das Kloster hart bedrückte
und zuletzt mit seinen Helfern und Konsorten zerstörte"29).
Unwillkürlich denkt man an die Worte von Ermoldus Nigellus in
einem seiner Gedichte über den damaligen Straßburger Bischof
Bernold: „arg ist dein Volk und barbarisch seine Sprache; des Reichtums
hat es viel, doch nichts weiß es von Liebe zu Gott". Alle sonstigen
Nachrichten über Arnulfsau sind verloren gegangen, da auch
in Straßburg um 850 unter dem Bischof Ratold die Domkirche mit
dem gesamten Urkundenschatz verbrannte30). Vom Klosterbau auf
Arnulf sau, in das 100 Jahre zuvor die vielversprechende Reichsabtei
eingezogen war, blieb nichts übrig als die Reminiscens eines Namens;
die Klosterinsel, einst vom iro-schottischen Feuergeist verklärt, hieß
fürderhin ,,die Gotzhuser Wörth".

Der letzte Abt von Arnulfsau war Wido, auch Walto genannt.
„Um weiteren Verfolgungen für die Zukunft vorzubeugen", floh er
mit seinen Getreuen in das rechtsrheinische Klostergebiet, in die
„probria terra salica", d. h. in den Eigenbesitz der Abtei zu Vallator,
einem früheren Königshof zwischen den bedeutenden klösterlichen
Dinghöfen „Ulmena und Stadelhowen". Vallator ist eigentlich das
Falltor, das im Torturm eines Gehöftes mit Rollen und Ketten herabgelassen
wurde; die Erinnerung daran verblieb in dem dortigen Flurnamen
„Torsuln" (sule ahd. Wildlache), was uns wieder das Bild
einer romantischen Vereinigung von Gehöft, Torturm und Rhein-

2B) Otto Hacker, Kirchenpolitik der fränkischen Könige, Blätter iür württembergisdie Kirchengesch.

a9t Kolb, Topographisches Lexikon Badens.

30) Luzian Pfleger, Die Kirchengeschichte Straßburgs.

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