Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 15
(PDF, 59 MB)
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männer, Heiligenpfleger, Schulrektoren, Küster, Stubenmeister, Hospitäler
, Brot-, Fleisch-, Hanf- und Feuerschauer, Graben- und Wegmeister
, Reinfriede und Bannwarte, Büttel und Nachtwächter in
feierlichem Zug ins Klostermünster kamen, daselbst gemeinsam die
Eidesformel sprachen und durch Handschlag dem Abt die Treue
erneuerten163 bis 164).

Es erzählt vom frohen Schützenfest im Holer, wo bei Fahnen und
Wimpeln, beim Musikspiel der Schalmeien, Seifein, Hand-, Maul-,
Sack- und Lullenpfeifen, Schwiegein, Maultrummen und Schnurren
sich ein. buntes Treiben entfaltete, das zum lauten Jubel wurde,
wenn der Abt angeritten kam und er persönlich seinen braven Wehrleuten
vier Gulden überreichte „zum verkurtzwilen uffs schießen".

Es erzählt vom alten Michelsturm, in dessen geräumiger Stube auf
luftiger Höhe zwei Nachtwächter hausten, die des Abends „das
Lumpenglöckchen als letzte Mahnung" läuteten und des Nachts an
vier Plätzen des Ortes, am Lindenbrunnen, in der Pelzgaß, benannt
nach der nahen St.-Pelznickels-Kapelle am Holer, auf der Brucken
beim Neuhof und auf der Insel, die Stunden im zweistimmigen Cantus
verkündeten und „auch sonst dazwischen sich regten, damit man
ihren Fleiß und ihre Aufmerkung wohl höre und beruhigt weiter
schlafen konnte".

Es erzählt von den alten öschprozessionen; so kamen am Markustag
die Pfarreien Stollhofen, Hügelsheim, Vimbuch und sämtliche
Filialen von Schwarzach ins Klostermünster — in der Kreuzwoche
ging alles am Montag nach Gräfern zu den „Brüdern Johannes und
Paulus", am Dienstag nach Stollhofen „zum Cyriak" und am Mittwoch
nach Ulm „zur Margareth mit dem Wurm", die das Volk zu
den vier „Kapitalsmädchen Dorothee, Kätt, Bärb und Margreth" zählte.

Es erzählt von Grenzbegehungen, Rüg-, Ding- und Salgerichten,
von Märkten und Marktschiffen, von Zoll und Fähren, von Belehnungen
und Huldigungen, vom Pfingstreiten, Maienstecken und
Krötenjagen, von Zehrhennen, Schappelhirsen und „Eierkuchen",
von Fastnacht, Kirb und Tanz — und fast möchte man anfangen, zu
glauben an die „gute, alte Zeit —■".

Im Jahre 1552 ließ der Abt auch ein Schwarzacher Urkundenbuch
anlegen. Dieses wertvolle Dokument enthält die interessante Sammlung
der nach dem Bauernkrieg erneuerten und fixierten Weistümer
(uralte Bauernrechtssprüche), Rodeln (Sammlungen geschriebener
Weistümer), Dinghof rechten (Ordnungen des Dinghof gerichtes), Hubsprüchen
(Entscheidungen für die Hubbauern), Jahressprüche (volkstümliche
Entscheidungen eines alljährlichen Termines), Regesten

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