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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 35
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viret, geleistet werden". In diesem Sinne nur hat der kluge Abt den
Vergleich erneuert. Dann resignierte er auf Schwarzach und zog
sich nach Schuttern zurück, wo sich sein Kloster wieder nach und
nach erholte222).

Der Nachfolger in Schwarzach war Plazidus Rauber. Auch er
war zuvor Mönch im Schwarzwaldkloster von St. Blasien. Das Erbe,
das er im verwüsteten Oberrheinland übernahm, war sehr schwer.

Wir kennen die Verhältnisse zunächst im allgemeinen aus den
Vermerken der Kirchenbücher, die im ganzen Reich die Hälfte bis
zu zwei Drittel der Bevölkerung als Verlustquote nennen, ferner aus
den Kontributionssummen von unfaßbarer Höhe und aus den Landschatzungen
, die eine gänzliche Verarmung feststellen mußten; wir
kennen das Gesicht der überlebenden aus den „Visionen" des Johann
Michael Moscherosch, aus „dem abenteuerlichen Simplizissimus"
des Christoph von Grimmelshausen und aus den „Illustrationen" des
Hanns Ulrich Franckh. Ein Beispiel aus den letzteren sagt alles:
„was blieb, war eine Übel-, Sitten- und Lasterprobe des neunhäutigen
, hainbuchenen, saumseligen, störrischen, diebischen, ungehobelten
und verachteten Bauernstandes; seine halbnackten Kinder
leben vom Bettel, seine wenigen Kühe sind spindeldürr, das
Zunftwesen ist greisenhaft, verfilzt, pedantisch und zwecklos223)."

Spezifiziert kennen wir die Lage im Schwarzacher Territorium aus
drei Berichten des Abtes Plazidus. Der erste ist eine Zusammenstellung
der seit 1633 erlittenen Verluste: „zu Schwarzach und Hild-
mannsfeld zählte man vor der schwedischen Invasion etwa 110 Bürger
, davon sind noch 30 am Leben; 86 Häuser sind teils verbrannt,
teils eingestürzt; verloren gingen 630 Pferde, 500 Kühe und Rinder,
5 Joch Ochsen und 600 Schweine; die Ernte ist 8- bis 9mal auf dem
Felde oder in den Scheuern zugrunde gegangen. — In Gräffern sind
von 70 Bürgern noch 20 übrig; in Flammen gingen 42 Gebäude auf,
verloren 200 Pferde, 180 Rinder und 250 Schweine; für Einquartierungen
, Salvaguardien und wieder eingelöstes Vieh mußten 1971 Gulden
ausgegeben werden; die Leute konnten einige Jahre nicht mehr
im Ort wohnen. — Im Ulm und Hunden sind von 65 Bürgern noch
10 da; es gingen verloren 300 Pferde, 200 Rinder und 180 Schweine;
zweimal verloren die Bewohner ihre ganze Ernte. Die beiden Dörfer
sind gänzlich niedergebrannt, und 10 Jahre blieben die Felder unbebaut
. — In Oberbruch leben von 25 Bürgern noch 4, vorhanden
sind noch 2 Kühe, 9 Häuser sind ruiniert. — In Oberweier sind von

!!!) Badisch-Durlachische Prozeßschrift, Beilage 76.
aa3) Zoepfl, Deutsche Kulturgeschichte, II.

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