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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 39
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wurde erkannt, daß ihm die Brotbank heruntergeschlagen werden
solle, er für ehr-, wehr- und handwerkslos erklärt, mit einer Thurm-
und Geldstraf belegt, in der Kirche in die Armen-Sünderbank verwiesen
und für 2 Jahre außer Landes gehen mußte, weil er das
Handwerk geschändet hat"234).

Wie sonst üblich, erließ der Abt auch ein Rauchverbot. Das
„Tabacktrinken" war während des Krieges, besonders durch spanische
Truppen, ins Land gekommen; die Prediger nannten es ,,Höllenrauch
und eine abscheuliche Unsitte"; die Quacksalber sagten, ,,es
sei gehirnschädlich"; die Satyriker redeten von „einer Mode der
nachäffischen Teutschen" und vom Schnupftabak als „Soldatenkonfekt
"; Abraham a Sancta Clara endlich wetterte: „sogar die
rotzigen Buben, denen noch die Trümmer der Ruothe in den Hosen
stecken, tragen die Tobackspfeif stets im Maul und rauchen und
schmauchen." Trotz alledem standen gerade in unserem Unterelsaß
und in der Pfalz bald die ersten Tabakskulturen235).

Ebenfalls 1651 mahnte der Abt, „sich mit den Juden Zinses halber
nit anders als mit den Christen einzulassen". Der Adel war verarmt
zum großen Teil, die Spargroschen der Bauern sind zur „Salvaguardia",
dem berüchtigten Sicherheitsgeld, mißbraucht worden; das Handwerk
hatte fast restlos sein Betriebskapital eingebüßt; Straßburg z. B. war
so mitgenommen, daß es seine Zahlungen einstellen mußte. Damals
fingen die Juden an, als Geldmakler die Lage auszunützen, drum
die Mahnung des Abtes236).

Im Jahre 1653 wurden die Bürger insgesamt vom Abt ermahnt,
daß bis zur „großen Kirchweih" jeder sein Gewehr haben und bei
der Musterung vorweisen solle; es wurde von neuem eine Bürgermiliz
von Fußgängern und Reitern aufgestellt; dringend mahnt der
Abt die noch von der langen Kriegszeit her rabiaten Männer, „sich
beim Exerzieren jeglicher Scheit- und Schlaghändel zu enthalten"237).

Nach dem maßlosen und fast endlosen Kriegselend war das Sehnen
nach Vergnügen groß. Die Jahrmärkte selbst unserer kleinen Landstädtchen
fingen an, immer mehr ein Vergnügungspark zu werden;
Scherenschleifer, Scharletane und Marktschreier eroberten das Feld;
Guckkästen, Moritaten, Puppentheater, Glückshäfen, Drehorgeln und
Illuminationen unterhielten das freudehungrige Volk. Taufen und
Hochzeiten wurden zu Volksfestivitäten „mit lustig Spilleuth und

"*) Sdiwarzacher Bäckerordnung 1653.
!35) Zoepfl, Deutsche Kulturgeschichte, H.
"8) Zoepfl. Deutsche Kulturgeschichte, II.
Sdiwarzacher Chronik, II.

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