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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 44
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gräfin stand als vorbildliche Frau dem Volk sehr nahe, hat täglich,
wo immer sie war, die Kranken besucht und mischte sich unter das
Volk auch bei den ärmsten Leichengängen250).

Ab 1674 wurde unser Gebiet wieder Kriegsschauplatz im sogenannten
„Holländischen Krieg". Lüneburgisch-cellische Soldaten verwüsteten
die Kirchen von Bühl und Kappel, die Leute flüchteten ins
Gebirg. Brandenburgische Soldaten haben Schrecken verbreitet und
in Moos und Unzhurst barbarische Bluttaten verübt, indem „sie den
Leuten Ohren und Nasen abschnitten, ihre Hände durchbohrten, sie
mit der Haut an die Wände aufspießten, ihnen Schuhnägel in die
bloßen Füße schlugen und trieben, was sonsten die Unmenschlichkeit
ihnen eingab". Eine hollsteinische Truppe lag in Hildmannsfeld,
wo sie eine Mooser Glocke zerschlugen. Auch weiterhin hörten
Durchmärsche, Einquartierungen und Brandschatzungen nimmer auf;
1676 wurde von jedem Bauer ein Pferd requiriert; als 14 Greffner
Bauern sich weigerten, mußte jeder einen Taler zur Strafe bezahlen.
Im Jahre 1679 kampierte die ganze kaiserliche Armee in Schwarzach
und Umgebung, und „in den turbulenten Zeiten wurden die Ernten
vernichtet, die Matten abgeweidet, und die Unterthanen haben sich
dergestalt verlaufen, daß man nicht wußte, wo sie zu finden sind;
das folgend Jahr ist wegen seiner Zaichen gar schreckenerregend;
es zeigete sich ein Comet mit langem, feurigem Schwantz, Hagell
zerschlug Däch und Hüser, Äcker und Weinberge, und im Herbsten
blüheten die Bäum zum zwoten mal; alles ist voller Unruh und
Noth"251).

Abt Gallus ließ die rückständigen Abgaben, Gülten und Zinsen
von 1675 bis 1680 nach. Aber sein Blick sah noch viel tiefer, er
wurde zum großen Mahner seines Volkes — „wir haben höchst mißfällig
vernommen, daß besonders im Stabe Vimbuch verschiedene
ungebührliche Üppigkeiten durch ledige Leute verübt werden sonderlich
an Sonn- und Feiertagen den Nachmittag hindurch bis weit in
die Nacht hinein, indem man sich bey Spielleuthen mit Tantzen,
Springhen und Saufen und salva venia mit Fressen aufhalte und zur
Zeit die ledig Burschen sonderlich von Oberbruch mit Juchzen und
ärgerlichem, leichtfertigem Schreien erst gegen Tag aus den Wirths-
häusern heimgehn, was alles nicht allein den jetzigen elenden und
armseligen Zeiten, sondern aller Ehrbarkeit und guter Polizei zuwiderlaufe
; deshalb wird bei Straf von einem Reichsthaler verboten,
die Tantzbelustigungen, wenn solche erlaubt, bei Nachtzeit abzu-

Kast, Mittelbadische Chronik.
»') Tagebuch des Gallus Wagner, Band VI.

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