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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 55
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Hagelkörner so groß wie französische Thaler, sowie Sturm und Donner
erfüllte alles mit Schrecken"278). Und wenn das Zusammentreffen
selbstverständlich nur zufällig war — es war seltsam —.

Coelestin Stehling, der nachfolgende Abt, stammte aus
Eger im nordwestlichen Böhmen. Im Egerland hatte der Großvater
der Markgräfin-Witwe, der Herzog Julius Heinrich zu Sachsen-
Lauenburg, von Kaiser Ferdinand II. die eingezogene Herrschaft
Schlackenwerth; es war der kaiserliche Lohn für die treue, tapfere
Waffenbrüderschaft in der Schlacht am Weißen Berg. Im Talkessel
zwischen Fichtel- und Erzgebirge erbaute der Herzog das Inselschloß
Schlackenwerth mit seinem berühmten Barockgarten — das war die
Heimat der Augusta Sibylla und gehörte zu ihrem Erbteil; hier verbrachte
der „Türkenlouis", seit der Zerstörung von Baden-Baden ein
Fürst ohne Residenz, oft mit seiner jungen Frau den Urlaub, und hier
besprach er in den ersten Wochen von 1700 zum erstenmal mit Rossi
die Pläne vom Rastatter Schloß279).

Daß gerade der Egerländer Cölestin Stehling 1729 Schwarzacher
Abt wurde, entsprach einem ganz persönlichen Wunsche der Markgräfin
-Witwe. Der auch ihr so peinliche Territorialprozeß erhielt dadurch
eine willkommene Pause, überdies lag der so baufreudigen
Fürstin auch die Neugestaltung der Schwarzacher Abtei am Herzen,
und nach dieser Wahl war es ihr gegönnt, gerade darin ihrem ergebenen
Landsmann mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Tatsächlich
war die geradezu märchenhafte Verbindung der malerischen
Südfront des großen Klausurgebäudes mit dem Klosterpark sowie
die festliche Gestaltung seiner Westfassade ganz von ihrem Geist
und wurde auch unter Abt Cölestin vollendet. Diese Westfassade
war durch zwei Eckpavillons und durch das Mittelrisalit vom Pro-
pyläum Abatiae prächtig gegliedert, und ihre Hauptpforte erhielt
durch eine von Säulen getragene Altane mit einem riesigen Klosterwappen
darüber eine festliche Vornehmheit. Und hierfür war Peter
Thumb der rechte Mann, er, der Schüler vom großen Lehrmeister
Donato Guiseppe Frisoni in Weingarten und Ludwigsburg280).

Es berührt recht sympathisch, daß neben der Weiterführung der
Abteianlage der Abt noch Zeit fand auch für kleine, bescheidene
Bauaufgaben. Unter ihm erstand wieder das Kirchlein zu Hildmanns-
feld, das 1732 vom Schwarzacher Pfarrer P. Beda Lötz benediziert
wurde und ein Jahr darnach über dem Eingang eine Steinplatte mit

*'■) Kast, Mittelbadische Chronik.

!") Gerhard Peters, Das Rastatter Schloß.

SB0) Lübke, Die Schwarzacher Abteikirche.

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