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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 72
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Herrschaft Lichtenberg, den Grafen von Bitsch und Hanau, zuständig,
sowie zwei weitere Dörflein im Abtsstab Schwarzach, U1 m und
Hunden, eine Gemeinde bildend. Als Mutterkirche hatte die zu
Scherzheim (St. Symphorian) allein das Recht auf Taufe und Beerdigung
; das Fest ihrer Kirchweihe (Meßtag), um 1680 auf Montag
nach Symphorian (23. August) kirchlich begangen, wird noch heu-
tigestags vielleicht als einzige des Hanauerlandes am allgemeinen
Kirchweihsonntag ausgiebig gefeiert. Filialkapellen bestanden zu
Lichtenau (St. Margareta) mit zwei Kaplaneien (St. Katharina und
St. Nikolaus, 1378 erstmals erwähnt)2), zu Ulm (St. Margareta bereits
1218 genannt, Kaplanei gestiftet 1389) und zu Helmlingen, dem
heiligen Kreuz geweiht, doch ohne Pfründe3). Den Pfarrsatz zu Scherzheim
besaß die Abtei Schwarzach; sie genoß daher den Zehnten,
woraus dem Priester die Kompetenz gereicht werden sollte. Auf die
Kaplaneien Lichtenau und Ulm stand dem Pfarrektor der Scherz-
heimer Kirche das Präsentationsrecht zu. Die Kapläne lasen nur die
Messe, daher Frühmesser genannt; an Sonn- und Feiertagen unterstützten
sie den Leutpriester im Amte.

Die kirchlich-religiöse Reformbewegung des ausgehenden Mittelalters
war zu ihrem guten Teile in der Unzulänglichkeit der Geistlichkeit
, höheren wie niederen, begründet. Denn geeignete Stätten,
den zum geistlichen Stande Berufenen für die schwierigen Aufgaben
der Seelsorge und einer vorbildlichen Lebensführung durchzubilden
(Priesterseminare), gab es damals noch nicht. Der theologische Unterricht
blieb wesentlich dem Zufall überlassen und beschränkte sich
auf eine mehr handwerksmäßige Aneignung der praktischen Erfordernisse
des Gottesdienstes: Unterricht in Latein sowie Einlernung
des Messelesens und der Sakramentenspendung. Aus diesen
groben Mängeln in Bildung und Erziehung — von rühmlichen Ausnahmen
abgesehen — erklären sich jene schweren zeitgenössischen
Vorwürfe der Roheit und Unwissenheit der Geistlichen. In einem
weniger bedeutenden Kloster wie Schwarzach dürfte die berufliche
Unterweisung des Ordensklerus ähnlich gelitten haben. Die hohe
Geistlichkeit aber, nach dem Geiste jener Zeit ausnahmslos Glieder
adeliger und fürstlicher Geschlechter und vielfach ohne jede Schulung
zu ihrem verantwortungsvollen Hirtenamte, fühlte die seelische Not

!) In die Burgkapelle zu Lichtenau )St. Andreas) stiftete Heinrich der Jüngere von Lichtenberg 1378
eine Pfründe von 15 lb ^ ; 1503 ertrug die Burgkaplanei 10 lb ^ und 10 Viertel Korn. Nach dem Bauernkrieg
ließ sie Graf Philipp III. von Hanau eingehen.

3) Wird erst 1552 erwähnt. Das Einkommen gibt der Kirchenschaffner 1632 mit 5 fl 7 B an. Der
schmucklose Riegelbau auf dem Platze des jetzigen Rathauses wurde 1767 wegen Baufälligkeit abgetragen
und, da die Gemeinde die Fronleistungen verweigerte, nicht mehr ersetzt.

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