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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 82
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tagenliche und sein gnaden gefellige priester bestellt und dahin gon
schertzheim verordnet hette, denen wollt er apt gepürende compe-
tentz geben, daran sy wol bestettiget sein sollten". Die hanauischen
Unterhändler gewährten eine vierzehntägige Frist; bis zur endgültigen
Besetzung wurde der Zehnten mit Beschlag belegt (G.-L.-A.
Hanau-Lichtenberg, Gen. Konv. 50).

Den friedlichen Austrag dieser Wirren auf bessere Zeiten vertagend
, stellte die Abtei Pfarrsatz und Zehntrecht einstweilen der
Herrschaft Hanau anheim15). Graf Philipp III. und sein Nachfolger
beriefen nun — laut Zeugnis des Abts Martin Schimpfer 1554 —
evangelische Geistliche, sogenannte Prädikanten, auf die Pfarrei
Scherzheim, die jedoch mit Oswald Buchwald, größerer Sicherheit
wegen in Kriegsläufen, ihren Wohnsitz im festen Städtlein Lichtenau
nahmen. Abt Johannes überließ ihm den ganzen Groß- und Kleinzehnt
samt dem Wittumgut, davon er jährlich dem Gotteshaus
10 Viertel Korn und von desselben wegen dem Boten zu Schertzen
3 Viertel Korn verwilligte zu geben. „Aber nach Absterben Herrn
Oßwalds selig sind andere Prädikanten dahin verordnet worden (wie
wohl ein wider meinen Willen), die haben auch alles wie der empfangen
und dem Kloster nichts gegeben . . ." (Scherzheim Konv. 3).
über das kirchliche Leben dieser Zeit konnte nichts in Erfahrung
gebracht werden. Da der geistliche Zehntherr zur Machtlosigkeit
verurteilt war und kirchliche Aufsicht und Zucht des bischöflichen
Oberhirten in diesen Jahren der Gärung nicht gehandhabt wurden,
zumal auch die weltliche Obrigkeit in Fragen des Glaubens und Gewissens
Zurückhaltung beobachtete, waltete die Kirchspielsgemeinde
— ein auf die Dauer unhaltbarer Zustand — in ungemessener Freiheit
: der Geistliche nahm die von seinen Kirchspielsangehörigen gebilligten
Änderungen in Lehre und Gottesdienst (Muttersprache in
Gesang und Predigt, Abendmahl in beiderlei Gestalt u. a.) nach
eigenem Gutdünken vor. Ist es nun zu verwundern, wenn hier und
dort in der Gegend das Sektierertum der Wiedertäufer verwirrend
sein Haupt erhob? Auf jeden Fall verfiel die lateinische Messe allgemeiner
Ablehnung. Wurden doch kaum mehr, wie das Beispiel
Schwarzachs zeigt, die Sonn- und Feiertage geheiligt, so daß Graf

15) Der Zugang zum Ordensstand stockte, und der Abt fürchtete für den Bestand des Gotteshauses.
,,Da dieser Zeit solches Kloster, Personen halb, in dergleichen Abgang steht, da der Abt auch an geistlichen
Leuten niemand trotz fürgekehrtem Fleiß zu bekommen weiß . . ,", schrieb 1538 der kaiserliche
Kammerrichter Pfalzgraf Johannes an den Statthalter zu Baden, 1544 lebten außer Abt Johannes Herr
Großkeller Martin Schimpfer und Herr Henrich; 1554 war das Kloster ohne einen Konventualen. Siehe
auch Fasz. 241, Annahme von Novizen! — Da das Kloster den größeren Teil seiner Einkünfte aus dem
Elsaß zog, aber nach dem Bauernkrieg jedes der Neigung lebte, ,,Mönchen und Pfaffen" nichts zu geben,
erlitt es beträchtlichen Ausfall an Zehnten, Gefällen und Gülten (Abt Johannes an Graf Philipp 1540).

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