Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 107
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tern für seinen Herrn, den Fürsten von Pleitersheim,
Großprior des Maltheserordens, in Besitz zu nehmen.
Beides, Ort und Kloster, sei nämlich diesem, zusammen mit andern
breisgauischen Stiftern, auf den Regensburger Verhandlungen als
Ersatz für die jenseits des Rheines verlorenen Besitzungen zugesprochen
worden. Der Abt traute seinen Ohren nicht recht, als er
das hörte. Schuttern lag zwar nicht außerhalb der Welt. Man wußte
auch hier und hatte es am eigenen Leibe erfahren, daß es zur Zeit
überall drunter und drüber ging und daß jahrhundertealte Zustände
aus den Angeln gehoben wurden. Auch hatte es sich längst herumgesprochen
, daß es mit den kleinen Ländchen, den freien Städten
und den Stiften diesseits des Rheins nicht gut bestellt war, und daß
sie wahrscheinlich dazu herhalten müßten, die großen Herren für
ihre Gebietsverluste auf der linken Rheinseite zu entschädigen. Das
alles wußte man auch in Schuttern, trotzdem kam diese Sache mit
Heitersheim für den Abt ganz unerwartet. Aber es blieb ihm nichts
anderes übrig, als die Erklärung des Freiherrn zur Kenntnis zu
nehmen, und in seiner Überraschung tat er auch das Weitere, was
dieser von ihm verlangte: er ließ die Brüder in den Kapitelsaal zusammenrufen
. Dort wiederholte der Freiherr vor dem gesamten Konvent
seine Erklärung; außerdem forderte er den Abt auf, durch Handschlag
zu versichern, daß er vom Klostervermögen nichts veräußern
werde. Der Abt gab auch diese Versicherung. Inzwischen hatte er
sich von seiner Überraschung etwas erholt, und er fing an, Protest
einzulegen und zu erklären, daß er sich im Grunde zu diesem Schritt
nicht für befugt halte, da keine Anordnung seiner Majestät des Kaisers
vorliege (Schuttern gehörte bis dahin zu den vorderösterreichischen
Ländern). Der Freiherr von Freiburg kümmerte sich aber nicht
um diesen Protest, sondern fuhr in der Erledigung seines Auftrags
fort. Er versiegelte mit Hilfe seines Aktuarius die Klosterbibliothek
und das Archiv und heftete zum Schluß das heitersheimische Besitznahmepatent
an die Klosterpforte. Dieses Patent begann mit den
Worten: „Von Gottes Gnaden, Wir Ignaz, des ritterlichen Johanniter-
ordens in deutschen Landen Obristmeister, des heiligen römischen
Reiches Fürst . . ."

Als der überraschende Besuch das Kloster verlassen hatte, blieben
dessen Insassen in einer begreiflichen Unruhe zurück. Der Herr Abt
schritt mit sorgenvollem Gesicht auf und ab. Er war sich nicht recht
im klaren darüber, ob er richtig gehandelt hatte, und nach einigem
Nachdenken schien es ihm das Beste zu seih, sogleich die vorderösterreichische
Regierung in Freiburg zu benachrichtigen. In aller

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