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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 198
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0198
Nach Vertreibung der Römer vom jetzt badischen Boden durch die einströmenden
Alemannen (um 3001, nach Zurückdrängung der Alemannen durch die Franken bis
zur Ooslinie und nach der Unterwerfung im 5. Jahrhundert (Entscheidungsschlacht
von 496, im oberen Elsaß oder bei Zülpich) setzten die Christianisierungsbestrebungen
der christlich gewordenen Franken auch auf alemannischem Boden ein.
Noch im 6. Jahrhundert waren die Alemannen durchweg oder doch mit verschwindenden
Ausnahmen heidnisch. Im 7. und 8. Jahrhundert kamen aus dem Frankenland
angelsächsische und iro-schottische Glaubensboten (St. Gallus, Pirmin, Fridolin).
In diesem Zusammenhang spielte Altdorf eine besondere Rolle: Von Altdorf aus
nahm St. Landolin, nach dem Ergebnis neuester Forschungen mit größter Wahrscheinlichkeit
eine historische Gestalt, zufolge der Legende seinen Ausgang ins
Münstertal. Sein Märtyrertod fällt nach alter Tradition in das Jahr 640. In Altdorf
hatte er bei einem Christen namens Edulf zunächst Unterkunft gefunden; An diese
Zusammenhänge erinnern heute noch das Standbild am Nordausgang von Altdorf,
bei der Einmündung der Ortsstraße in die Bundesstraße, und früher auch ein Lan-
dolinusbrunnen. Auch eine Wirtschaft zum St. Landolin gibt es.

War auch das Alemannenland im Fränkischen Reich aufgegangen, insbesondere
auch die von der Bleich bis an die Oos sich erstreckende Ortenau als nördlichster
Grenzgau gegen die Franken, so behielten die alemannischen Gebietsteile doch
eine gewisse Selbständigkeit, die sich unter den schwachen letzten Merowingern
derart weiterentwickelte, daß aus den von den Franken eingesetzten alemannischen
Amtsherzögen erbliche Stammesherzöge wurden. Erst die karolingischen
Hausmeier geboten dieser Entwicklung Einhalt, und Pippin der Mittlere unternahm
in den Jahren 709—712 mehrfach Feldzüge gegen die alemannischen Herzöge Gottfried
und Willeharius. Auch in unserer Gegend fanden Kämpfe zwischen Alemannen
und Franken statt, die sich von Gengenbach bis in die Gegend von Altdorf erstreckten
. Willeharius wird in einer alten Urkunde geradezu als Herzog der „Mor-
tunaugia" (Ortenau) bezeichnet. 748 fand das alemannische Herzogtum durch Pippin
den Jüngeren sein Ende, um erst etwa 920 unter Herzog Burkhard wieder erneuert
zu werden. Zahlreiche wohl aus jenen Kämpfen von 709/712 herrührende Gebeine
alemannischer und fränkischer Krieger wurden zu Anfang des 19. Jahrhunderts
bei Neubauten und Vergrößerungen des Friedhofs ausgegraben und gesammelt
beigesetzt. Eine in die Ostmauer des Friedhofs eingelassene Steinplatte gibt in
lateinischer Sprache hiervon Kunde. Die Inschrift kann man etwa wie folgt übersetzen
:

„In diesem Schreine

Ruhen die Gebeine

Sei es von Alemannensöhnen

Sei es von fränkischen Recken,

Alle waren es deutsche Helden,

Mannen des Williharius oder Pippin,

Im Jahre des Heils 712 starben sie hin.

Am Zugang des damals schon „Alten Dorfs" gebettet sie lagen,
Im Jahre des Heils 1805 in großer Zahl wieder ausgegraben,
Wurden am 5. Oktober sie hier zur Ruhe getragen.
Wanderer, der du dies liest,
Gedenke, daß einstens auch du Staub nur bist!"

Kann man auch davon ausgehen, daß Altdorf schon in jener Zeit — Anfang des
8. Jahrhunderts — bestanden hat, so liegt doch die erste urkundliche Erwähnung
etwas später. Im sogenannten Verbrüderungsbuch von St. Gallen aus der Zeit um
810—900 ist auch Altdorf ausdrücklich genannt. Das Kloster Ettenheimmünster,
das mit dem Kloster St. Gallen eine Gebetsverbrüderung eingegangen war, hatte
aus Orten, mit denen es in näherer Beziehung stand, Männer und Frauen nach

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