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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
32. Heft.1952
Seite: 219
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1952/0219
(St. Georgen) zieht, auch für unseren Raum von Bedeutung. Er beleuchtet die
Stellung der Ausbauorte an Hand der vorhandenen Reihengräberfunde und kommt
zu dem Schluß, daß alle Orte mit den Endungen -hausen, -hofen, -beuren, -zimmern
u. ä. frühestens der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts angehören. Viele fallen vermutlich
schon aus der Reihengräberzeit heraus. In Freiburg - St. Georgen ist nun
einmal ein Reihengräberfriedhof eines -hausen-Ortes untersucht worden. Zeitlich
setzt ihn Stoll in die 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts. Ausgangspunkt des Ausbauortes
Uffhausen1) ist Wendlingen2), der ältere Ort, bei dem allerdings bisher kein
Reihengräberfriedhof gefunden wurde. Nach 700 (spätestens Anfang des 8. Jahrhunderts
) wurde der Friedhof nicht mehr belegt. Der Anschluß an die erste urkundliche
Erwähnung (873) wurde also auch hier noch nicht gefunden, ein Umstand,
der m. E. von Bedeutung ist. Die Beigaben sind nach dem Bericht Stolls ärmlich
, was auch bei anderen Reihengräberfeldern der Ausbauzeit, wie er anführt,
der Fall ist. Er stellt den Uffhausener Reihengräberfriedhof neben den von Lörrach-
Stetten. Er kommt nach einem Vergleich mit anderen Gräberfeldern dieser Zeit
zu dem Schluß, daß Hörige die Träger dieser Ausbausiedlungen gewesen seien.
Als wesentlichsten Gesichtspunkt entnehmen wir der Stoll'schen Arbeit, daß die
frühesten -hausen-Orte im 7. Jahrhundert beginnen, ihre Blütezeit aber ins 8., 9.
und 10. Jahrhundert fällt (S. 121), ferner, daß in ihnen zumeist Hörige siedelten
(S. 125). Von diesen Gesichtspunkten aus dürften wir auch die Ortenauer Orte mit
den betreffenden Endungen betrachten und damit unsere Besiedlungsgeschichte
beleuchten. Vielleicht erbringen unsere -hausen- und -hofen-Orte auch einmal
Reihengräberfriedhöfe. Die Orts- und Flurnamen allein, so scheint mir, lassen keine
eindeutige Aufhellung unserer heimischen Frühgeschichte zu. Nur eine Ubereinstimmung
von Ortsnamen und archäologischem Befund bietet Gewähr für eine
sichere Festlegung der Besiedelung; kommt dann noch eventuell der Anschluß an
die Urkunden hinzu, dann dürfte eine absolut sichere Datierung möglich sein.

Einen weiteren interessanten und aufschlußreichen Beitrag hat A. Dauber
(S. 127—136) beigesteuert über den Besiedlungsvorgang im Karstgebiet nördlich
Pforzheims. Nach der Darlegung der geographischen und insbesondere der hydrographischen
Verhältnisse stellt er mit Hilfe des archäologischen Fundstoffes den
Gang der Besiedelung in der vorgeschichtlichen Zeit dar. Während die vorgeschichtlichen
Siedler (einschließlich der der römischen Zeit) sich an die Naturgegebenheiten
(Karstgebiet) hielten (S. 131), haben die Germanen in dem angeführten
Gebiet nicht weniger als drei Siedlungen angelegt (-ingen-Orte), von denen
zwei allerdings abgingen (Wüstungen). Da Reihengräberfriedhöfe mit Ausnahme
von zweien, die der Ausbauzeit entstammen, fehlen, greift Dauber auf den Ortsnamen
- und Gemarkungsbefund zurück. Er faßt noch einmal die wichtigsten Merkmale
der alten Gemarkungen zusammen, um dann mit ihrer Hilfe die Besiedlung
der frühgeschichtlichen Zeit und des Mittelalters aufzuzeigen, besser das Mißlingen
der Ausdehnungsversuche auf dem Karstgebiet. Die Wüstungen sprechen davon
ein deutliches Wort. Daß die alten Markungen aber als Quellen entscheidende
Schwächen aufweisen, ist beim genauen Verfolgen der Beweisführung nicht zu
übersehen. In der Landnahme- und frühen Ausbauzeit haben die Siedlungen, so
meine ich, sich gegenseitig noch nicht behindert. Auch bei relativ großer Siedlungsdichte
war (besonders im Hinblick auf die Kleinheit der Siedlungen) der Wald
noch zusammenhängend, eine Aufteilung der Gesamtfläche also noch nicht notwendig
. Dauber ist zwar in der Lage, die Herkunft der heutigen und die Gestalt
der früheren Gemarkungen aufzuzeigen, eine Datierung jedoch ist ohne Urkunden
wohl kaum möglich. Das Alter läßt sich eben an den Gemarkungsgrenzen nicht
ablesen.

Vergleichen wir die Markgenossenschaften der Ortenau mit den von Schumacher

*) Ortsteil von St. Georgen.
!) Wüstung.

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