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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1953/0010
In einer 1875 erschienenen Arbeit stellte der Marburger Professor
Arnold2) für Hessen fest, daß auf verschiedenen Böden, auf gutem
altbesiedeltem und auf schlechterem und später besiedeltem, ganz
verschiedene Ortsnamentypen auftreten, und er teilte auf Grund dieser
Beobachtungen die hessischen Ortsnamen auf drei verschiedene
Zeitperioden auf. Diese Entdeckung der zeitlichen Schichtung
der Ortsnamen war eine wichtige Erkenntnis; mit Recht hat
Albert Dauzat3), der Altmeister der französischen Ortsnamenforschung
, die Ortsnamen mit den geologischen Formationen verglichen
, den Dokumenten der erdgeschichtlichen Entwicklung. Die
einzelnen Ortsnamentypen waren dann gleichsam die Leitfossilien,
mit deren Hilfe das Alter der einzelnen Schichten bestimmt werden
konnte. Oft kann man in engbegrenztem Raum die Überreste der
verschiedensten Siedlungsepochen dicht nebeneinander feststellen;
das beiliegende Kärtchen vom Raum um Basel als Beispiel mag für
sich sprechen (Skizze 1).

Leider hat man vielfach den Fehler begangen, nun einfach die
Ortsnamen der eigenen Heimat in die Arnoldschen Epochen einzuzwängen
, die eben doch zunächst nur für Hessen Geltung haben
konnten. Die zeitliche Schichtung der Ortsnamen ist eben für jede
einzelne Landschaft neu aufzustellen, eine hervorragende Aufgabe
für die Heimatforschung. So ist z. B. -dorf linksrheinisch schon im
späten 7. und im 8. Jahrhundert belegt und bezeichnet vielleicht
grundherrliche Ausbausiedlung; die zahlreichen -dorf in Schlesien
und in den Sudetenländern sind dagegen erst im 13. und 14. Jahrhundert
als deutsche Kolonistensiedlungen entstanden; über eine
ähnliche Schichtung der -weder wird noch zu sprechen sein.

Bedenklicher war eine andere Theorie Arnolds. Er suchte die Ortsnamentypen
auf die verschiedenen deutschen Stämme aufzuteilen;
so sollten z. B. -ingen, -weder, -hofen, -wang, -bronn, -ach u. a. alemannisch
, -heim, -hausen, -scheid, -born, -bach u. a. fränkisch sein.
Jahrzehntelang hat man die Ortsnamen in dieses Schema zu zwängen
versucht, und selbst ein so kritischer Historiker wie Karl
Lamprecht sah damals in den -ingen Flanderns Gründungen von
Alemannen, die in der Zülpicher Schlacht zersprengt worden waren.
Bei Zülpich waren bekanntlich die Alemannen vernichtend von den
Franken geschlagen worden.

Dann tauchte neben der Stammestheorie eine wirtschafts-

2) Arnold, Ansiedlungen und Wanderungen deutscher Stämme, vorwiegend nach hessischen
Ortsnamen 1875.

3) Dauzat, La toponymie frangaise 1939, S. 13.

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