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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 142
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lebtag; und wenn er von todeswegen abgaht, so soll dieselb rossen wieder fallen
an das dorff der gemeind;

und wer sagt, daß er der rossen nit bedarf, so mag dann der negst, der ir notdürftig
ist, der mag sie bruchen.

Auch soll keiner kein rossen verleihen umb gelt, und soll die rossen niemand
wehren, der ir bedarff.

Es ist auch recht und ein herkommen, was da angaht von rossen und von drot-
ten und von der allmend wegen, das gehört vor ein Burengericht.

Auch in Unterachern blieben die Rözen Eigentum der Allgemeinheit
, wie es die „Gemeine Brauch und Ordnungen der Bauernschaft
zu Underachern 1563" kundtun.

Die P 1 a u e 1 n standen am Mühlbach, wohl des geregelteren
Wasserlaufs wegen. Sie hatten die Aufgabe, nach dem Dörren und
Brechen der Hanfstengel die Holzteilchen vollends zu lösen. Man
findet in den Akten die Schreibweise plaweln, plugein, Blauweln und
Plaugeln (von bliuwan = schlagen). Es waren meist einfache Hütten,
die mit einem Wasserrad versehen waren. Bei der Umdrehung desselben
hob ein Wellbaum zwei oder mehrere Pfosten oder Stampfen,
die dann mit Wucht auf eine Schwelle fielen, unter welcher der Hanf
ausgelegt war. Durch das öftere Herabfallen wurden die holzigen
Stengelteile von den Fasern gelöst. Das Unterschieben des Hanfes
bei in Betrieb befindlicher Stampfe war nicht ungefährlich, und oft
rührten verkrüppelte Hände von der Arbeit in einer Hanfplauel her.
Bei dem leicht brennbaren Material bestand auch Feuersgefahr,
wenn bei Licht gearbeitet wurde. Durch solche Vorkommnisse gewarnt
, erließ das Bauerngericht Oberachern folgende Ordnung für
die Plauein:

Uff St. Johannis tag anno. 1580 seyn folgende ardickel erkannt und durch die
bauernzwölffer und den vogt bestetigt worden, und sollen auch bannwart und die
bauernzwölffer ir fleißiges uffsehen haben und bey iren eydten anzeigen und rügen:

Zum ersten sollen die, die plaweln haben, kein fremden gestatten noch plaweln
lassen bey licht und außerhalben des Ave Maria bey straff 1 Pfd. Den.

So die henfer in Oberachern plawlen wollen, sollen sie nit eher denn morgens
4 anfangen, dazue ohn ein latern das licht nit gebrauchen, auch bey pen 1 Pfd. Den.

Desgleichen die Henfersknecht sollen sich halten und brauchen in den plawlen
wie die meister bey straff 1 Pfd. Den.

Item die fremden sollen bey licht nit plawlen wie obgemeldet bey straff 1 Pfd.
Pfennige.

An einer kurzen Strecke des Mühlbachs standen in Oberachern
und Achern neben mehreren Getreidemühlen zehn Plaueln; den
ältesten Einwohnern denkt noch das Gepolter und Gestampfe der
letzten von ihnen, deren Wasserrad heute ein Sägegatter bewegt.
Auch die übrigen Plauein wurden mit ihren Wasserkraftanlagen zum
Grundstock neuzeitlicher Industrieanlagen.

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