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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 151
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meisterin zurückkehrte, waren beide Lampen aufs neue ausgelöscht
. Sie zündete sie noch einmal an und wollte in der Kapelle
noch etwas beten. Aber durch ein Geräusch erschreckt, lief sie
davon und erzählte den Vorfall der Frau Äbtissin.

Am 14. November überbrachte die Hauserin des Pfarrektors von
Kuppenheim die schriftliche Erlaubnis des Großherzogs, daß die
beiden Novizinnen ihre Profession beschleunigen dürften. So legten
denn Maria Stephanie und Maria Ludovika am 21. November
ihre feierlichen und ewigen Gelübde angesichts einer großen
Volksmenge ab.

Nun wurde die Neuprofessin in den Konvent der Klosterfrauen
eingefügt, Freud und Leid noch inniger mit ihnen zu teilen.

Alle ihr dort anvertrauten Verrichtungen führte sie mit geistbeseelter
Willigkeit und Pünktlichkeit aus. In der Rekreation war sie
bescheiden, aber heiter und freundlich. Ihr sanftes Lächeln wirkte
wohl manches Mal beruhigend auf das sorgengeplagte Gemüt der
hochwürdigen Mutter des Hauses. In jenen Jahren war die Klosterkirche
zur Pfarrkirche eingerichtet worden mit eigenem Pfarrer, was
manche Verdrießlichkeiten zur Folge hatte. Auch machte sich der
Mangel an Laienschwestern sehr fühlbar, da das Kloster in der Zahl
der Mitglieder bedeutend eingeschränkt worden war. überhaupt
lasteten naturgemäß die neuen Verhältnisse, welche die Säkularisation
mit sich brachte, wie ein schwerer Druck auf der Abtei,
namentlich auf der verantwortlichen Frau Äbtissin. Maria Stephanie,
in ihrer gütigen und feinfühligen Art, litt mit ihr und suchte ihr das
schwere Los nach Kräften zu erleichtern.

Doch gegen Anfang des Jahres 1814 zeigten sich bei ihr bereits
unverkennbare Zeichen der Auszehrung. Im Februar waren ihre geschickten
Künstlerhände zwar noch weiter tätig in der Anfertigung
feiner Handarbeiten. So erwähnt die Chronik eigens, sie habe für
einen hohen Herrn einen Beutel nach der neuesten Art gearbeitet.
Aber sonst vollzog sich in ihrem äußeren Leben eine Wandlung: sie
mußte aus dem Kreise ihrer Mitschwestern scheiden und eine stille
Zelle im klösterlichen Krankenhaus beziehen. Maria Stephanie fürchtete
sich nicht vor dem Sterben. Die Sehnsucht ihres reinen Herzens
war ja stets die unvergängliche Heimat über den Sternen gewesen.
So nahm sie freudig Wohnung in der letzten Station ihrer Erdenwanderung
. Auch im Krankenhaus wirkte sie vorbildlich. Wunderschön
sah sie aus: überirdisch fein, zarte Rosen auf den Wangen,
ein Leuchten wie aus fernen Welten in den großen, dunklen Augen.

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