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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 177
(PDF, 57 MB)
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wollen, über den rechtlichen Vollzug einer Trennung bewahren die
beiderseitigen Akten tiefstes Schweigen31).

So schieden die dem Katholizismus wieder zugeführten Dorfschaften
Ulm und Hunden aus der kirchlichen Gemeinschaft der
evangelischen Hanauer; ein freund-nachbarliches Verhältnis verbindet
beide bis zum heutigen Tage.

Lichtenau als Freistätte der Evangelischen aus der Markgrafschaft

Baden-Baden

Da nach dem Tode Markgraf Philiberts 1569 die bayrische Vormundschaft
die katholische Restauration der Markgrafschaft Baden-
Baden erzwang, wies der gemeinsame Glaube die Bekenner der
Augsburger Konfession nach der Pfarrei Lichtenau als der nächstgelegenen
. Graf Philipp IV. von Hanau selbst gedachte Lichtenau
die Rolle als Freistatt der markgräflichen Glaubensgenossen zu, indem
er den ausgewiesenen Prediger der Spitalkirche zu Baden,
Antonius Cellarius, 1571 als Seelsorger dahin berief32). Auch
weiterhin nahm er lebhaften Anteil an dem Schicksale der badischen
Glaubensbrüder. Als 1583 verschiedene Bürger, die ihren evangeli-

") Erst in der Ulmer Heiligenrechnung 1583 findet sich wieder ein Posten von 2 ß 8 ^ für Meßwein
zß Ostern und Pfingsten.

*) Antonius Cellarius (Keller oder Zeller), ein gewesener Schwarzacher Konvcntuale, verließ nach
dem Bauernkrieg das Kloster, gründete sich einen Hausstand und predigte in der Spitalkirche zu Baden,
die den Evangelischen eingeräumt war. In Thomas Kulsamer von Werbach bei Tauberbischofsheim, den
der Markgraf 1565 von der Pfarrei Ottersdorf bei Rastatt als Diakon nach Baden berufen hatte, erwuchs
ihm eine brauchbare Stütze (F. D. A., N. F., Bd. 12). Bald nach dem Tode Markgraf Philiberts ließ Graf
Philipp IV. beiden den Eintritt in seine Dienste anbieten. Im Sommer 1570 hielt Hanau die Pfarreien
Buchsweiler und Ingweiler offen; doch konnten und wollten dieselben ihre Gemeinde ohne sondere Ursache
nicht verlassen. Noch bis Herbst 1571 durften sie zu Baden das Evangelium unbehelligt verkünden;
als äußerster Termin wurde ihnen der 26. November gesetzt. Auf Warnung „von guthertzigen treuwen
Christen" brachten sie sich mit ihren Familien und dem Hausrat schon auf den 21. in Sicherheit nach
Lichtenau, dessen Pfarrei freizumachen, Graf Philipp sich erboten hatte. Cellarius genoß großes Ansehen
. Für die Visitation der Pfarreien beider Ämter Lichtenau und Willstätt zahlte ihm Macharius
Gerung, der Willstätter Kirchenschaffner, auf gräfliche Anweisung 8 lb 8 ß 4 aus. Seine Hausfrau Maria
hob nach damaliger Sitte manch Kindlein aus der Taufe. Er starb im Oktober 1573. Vier Briefe von
Cellarius dürften für die Reformationsgeschichte der Stadt Baden gewisses Interesse haben (Lichtenau,
Konvolut, 9). Thomas Kulsamer kam Weihnachten 1571 auf das Diakonat Wörth a. d. Sauer. Anno 1572
stiftete Culsamer, Pfarrer zu Wörth, mit seiner Hausfrau für die studierende Jugend in der Grafschaft ein
Kapital von 600 R. zu 4 V«; jedes Jahr sollte auf Maria Geburt bei der Stadtrentei zu Frankfurt a. M.
der fällige Zins von 24 R. zu erheben sein.

Im November 1571 war auch der Pfarrer von Beinheim in Sorge und ließ um Drusenheim bitten, wo
Graf Philipp soeben Johannes Zaltenbach, einen Schwarzacher Konventualen, entlassen hatte. Auf Betreiben
von Cellarius wurde Severus Wener aus Erdfurth (Erfurt), Pfarrer zu Oos, laut Revers vom
29. März 1572 nach Eckartsweier angenommen.

Bei den mehrfachen Restaurationen nahm die Grafschaft Hanau-Lichtenberg stets einen Teil der
evangelischen Geistlichkeit auf. letztmals 1634 M. Johann Rebmann, Tübingensis, vertriebenen Pfarrer
zu Stoilhofen. Nach einer sehr guten Probepredigt in Buchsweiler wurde er mit der Pfarrei Eckartsweier
entschädigt.

12 Die Orlenau

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