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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
33. Heft.1953
Seite: 203
(PDF, 57 MB)
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Schrecken, der ganze Vorrat war beim Probeschießen verbraucht worden. Nun
war guter Rat teuer. Denn woher sollte man in der kurzen Zeit die nötige Menge
Pulver bekommen? Die Krämer durften überhaupt keines auf Lager halten, und
von auswärts konnte man bei den damaligen mangelhaften Verkehrseinrichtungen
keines beschaffen. Doch der schlaue Bürgermeister wußte Rat. Sofort ließ er alle
Ratsherren, Pfleger, Fronmeister und alle Amtspersonen auf das Rathaus kommen
und befahl ihnen, daß sie bei der Ankunft des Herzogs sich vor dem Tore aufzustellen
haben, sobald die Herrschaft aber in Sicht käme, auf einen Schlag „burn-
bum, puff-paff" schreien sollten, dann meine der Herzog, es sei geschossen worden.

Der Fürst kam, die Hornberger schrien aus Leibeskräften, so wie es ihr Bürgermeister
sie geheißen hatte. Serenissimus aber meinte durchaus nicht, daß geschossen
worden sei, nahm den Spaß höchst ungnädig auf und befahl, jeden der
Schreier auf einen Tag, den Bürgermeister aber drei Tage ins Loch zu stecken.
Und so geschah es auch.

4. Leseart

Da und dort geht auch folgende Kunde: •

Der Herzog von Württemberg wollte einst die Stadt Hornberg mit seinem Besuch
erfreuen. Der Besuch verzögerte sich um Stunden. Auf einmal aber sehen die
Schloßwächter weit unten im Tal dicken Staub aufwirbeln. Schnell springen alle
Mannen herzu und feuern einen Böller um den andern ab. Die Staubwolke kommt
immer näher. Aber, o Graus, o Schreck, nicht der Fürst fährt ein mit Roß und
Reisigen, sondern eine große Schafherde wälzt sich durch die
Straßen. Das war nun eine gewaltige Enttäuschung. — Als nun endlich der
Landesfürst mit seinen Getreuen ins Städtchen einreitet, konnte man auf dem
Schloß keinen Böller mehr abfeuern; denn das Pulver war all verschossen.

Dieses Hornberger Schießen ist bildlich auf einer Postkarte illustriert. Die Postkarte
hat Modelleur Wilhelm Langenbacher (Vorstadt) entworfen um die Jahrhundertwende
. Das Verschen dichtete Professor Keller, der von 1894 bis 1908 Vorstand
der hiesigen Bürgerschule war. Die Postkarte kam in den Verkehr auch um
die Jahrhundertwende, ist aber in ihrer Auflage aufgebraucht (Oktober 1940).

Das Notgeld der Stadt Hornberg aus der Inflation 1920 bis 1924 trägt das „Hornberger
Schießen" nach obiger Darstellung. Ein Landsknecht will einen Böller abfeuern
, der erste raucht noch, der zweite will nicht losgehen. Daneben zeigt die
Karte eine Aufnahme von Hornberg von 1564 und darunter das Verslein:

„Jedwedes Kind auf der weiten Erd'
vom Hornberger Schießen schon hat gehört.
Das Pulver ging aus zur schönsten Stund',
so daß man nicht mehr schießen kunnt."

5. Versuch einer geschichtlichen Erklärung
auf Grund einer Begebenheit vom 17. April 1519
(Nach Piarrer Kaltenbach in Zimmern)

Herzog Ulrich von Württemberg (1498 bis 1550) war in die Acht erklärt worden,
weil er seinen Vertrauten und Stallmeister Hans von Hutten ermordet hatte. Ein
Vergleich über diese Angelegenheit war von keiner Dauer, da Herzog Ulrich die
Reichsstadt Reutlingen, in der sein Burgvogt erschlagen wurde, überfiel und brandschatzte
. Nun trat der Schwäbische Bund gegen ihn auf, und von Tübingen aus
mußte Ulrich flüchten und 15 Jahre in der Verbannung zubringen (1519 bis 1534).

Nach der Flucht Ulrichs wurde Württemberg vom Schwäbischen Bunde an Kaiser
Karl V. gegen Ersatz der Kriegskosten abgetreten; und dieser belohnte damit seinen

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