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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 33
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handelte, fürstenbergischen Untertan, der von Haslach flüchtig gegangen
und auf Ettenheimer Gebiet wieder ergriffen worden war.
Er sollte auf Ersuchen der fürstenbergischen Behörden nach Haslach
zurückgeliefert werden. Damals waren schon Prozesse zwischen dem
Kloster und dem Fürstbischof wegen Fragen der Landeshoheit anhängig
. Die Ettenheimer wollten nun dem Kloster offenbar ihre
Macht zeigen und beschlossen, den Häftling über den Ofenberg,
also hintenherum, an die Grenze zwischen Schweighausen und
Welschensteinach am Hinteren Gaisberg zu verbringen. Von diesem
Plan bekam der Klosteramtmann Dr. Zienast Wind, und er legte sich
mit einer Schar Bewaffneter zwischen dem Streitberg und Schweighausen
auf die Lauer. Als die Ettenheimer, an ihrer Spitze der Stadt-
und Amtsschultheiß Meyer, erschienen — der Deliquent war auf
einem Pferd festgebunden —, wurden sie angehalten und entwaffnet,
der Schultheiß im „Häusel" in Schweighausen eingesperrt und der
Delinquent von Zienast an die fürstenbergische Grenze am Hinteren
Geisberg verbracht, wo er den Fürstenbergern übergeben wurde.
Der Schultheiß wurde nach ernstlicher Verwarnung erst wieder entlassen
, nachdem er für die aufgelaufenen Kosten 16 fl. erlegt hatte,
zu welchem Zwecke er sich von dem Wirt in Schweighausen 11 fl.
pumpen mußte. Ursprünglich sollte er noch 150 fl. Buße bezahlen.
Der Ettenheimer Amtsbote Hans Jakob Bicker und zwei Bürger,
Jakob Felder und Philipp Sichler, die an der Kavalkade teilgenommen
hatten, wurden mit ins Kloster genommen und mußten am
nächsten Tag dem Klosteramtmann den Weg zeigen, den die Kolonne
genommen hatte. Dabei stellte sich heraus, daß diese auch österreichisches
und baden-durlachisches Gebiet verletzt hatte (offenbar
Bleichheimer und Freiamter Gebiet).

Dieser Vorgang löste bei der bischöflichen Regierung helle Empörung
aus. Sie griff zu allerhand schikanösen Gegenmaßnahmen,
insbesondere auch gegen den Klosterschaffner in Ettenheim und den
ebenfalls dort wohnenden Klosterarzt, also Leute, die in ihrem
Machtbereich waren; sie sperrte dem Kloster den Rheinübergang
bei Kappel, dem Schaffner das Wasser usw. — man würde heute
von einem „Kalten Krieg" sprechen. Das Kloster bezeichnete diese
Maßnahmen der bischöflichen Verwaltung an einer Stelle als „vexa-
tiones, oppressiones, molestationes, aggressiones, invasiones, viola-
tiones, offensae, turbationes, spoliationes, arresta et pignorationes".
Es entstand ein großer Prozeß zwischen dem Kloster und der bischöflichen
Regierung, in dem das Kloster eine umfangreiche Streitschrift
„Replicae Apologeticae" im Jahre 1734 im Druck veröffentlichte.

3 Die Ortenau

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