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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 69
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dieses Mittel getroffen, daß die Gemeinden Früchte aufkauften. Mittelleute hatten
kein Geld und Kredit, und wurde alles verschuldet und übel zugerichtet.

1847. Wieder ein vollkommen fruchtbares Jahr, war alles wieder gut geraten,
und wurden viele Wunden wieder ausgeheilt. Der Weizen kostete per Malter 15 fl,
das Korn 12 fl.

1848. Dies ist das merkwürdigste Jahr, das in tausend Jahren nicht erlebt wurde.
Schon im Anfang des Jahres fing eine Gärung in Frankreich an, und wurde es so
weit getrieben, daß sie den König fortjagten und eine Republik machten. Wie der
Blitz fuhr es durch Baden, und in ganz Süddeutschland war in zehn Tagen Revolution
. Im badischen Oberland brach es zuerst aus: Uberall wurden Freikorps gebildet
, auch in allen Gemeinden Bürgerwehren gemacht. Die Soldaten hielten dazu,
und der Großherzog floh. Eine provisorische Regierung wurde gebildet, sie bestand
aber nur etliche Tage. Sie mußte entfliehen, raubte aber noch die Kassen
und floh in die Schweiz. Wir Untertanen aber mußten den Schrecken fühlen.
Wir bekamen auf einmal so viel Preußenvolk und Soldaten mit solchem Ubermaß.
Ich hatte allein 17 Mann und 6 Pferde im Quartier, das hatten wir aber nur 2 Tage.
Aber im Oberland und sonst in den Städten waren sie über fünfviertel Jahr,
welche das Land so verschuldeten, daß nicht zu beschreiben ist. Alle Bürger und
Gemeinden sind ruiniert. Alles wurde parteiisch, viele mußten das Land verlassen
, und ihre Familien wurden ins größte Elend gestürzt. Alles wurde scharf
untersucht, viele eingesperrt und bestraft und eine ganz strenge Polizei aufgestellt
und nachgeforscht. Kein Gewehr durfte man haben, alles wurde untersucht und
das Land drei Jahre lang in Kriegszustand erklärt. Es gingen viele nach Amerika.

1849 und 1850 waren wieder gute Jahre. Nur die Schuldenmasse hatte man
noch — es ist noch nicht bewiesen, wie man sie bezahlen kann.

1851. Ein ganz nasses Jahr, Frucht war sehr wenig, Grumbiere hatten viele
Leute nicht zum Setzen bekommen. Die Gemeinde mußte für arme Leute Brot
kaufen, es wurde daher viel Umlage gemacht, 100 fl kosteten 15 kr. In ganz
Deutschland ist nicht für die Hälfte Menschen gewachsen. Aber aus fremden
Ländern kam sehr viel Frucht, auch nicht sehr teuer. Wein ist nichts, Weizen
galt 15 fl, Korn 10 fl, Hanf 15 fl.

1852. Wieder ein besseres Jahr. Es gab sehr viel Frucht, auch wieder mehr
Grumbiere. Der Weizen galt 14 fl, Korn 10 fl, aber es war ein sehr langer Winter,
bis im März fiel großer Schnee, die Kälte dauerte bis in den April.

1853. Wieder ein sehr mangelhaftes und armes Jahr, die Frucht ist sehr schlecht
geraten, man brauchte 70 bis 80 Garben zu einem Malter. Grumbiere gab es auch
wenig, daher nichts als Noth und Teuerung war. Das Malter Weizen galt 23 fl,
Korn 17 fl, der Sester Grumbiere 33 kr, Hanf 24 fl, das Fleisch ist sehr teuer und
kostete 10 bis 11 kr das Pfund.

1854. Es gab sehr viel Garben, stand aber nicht gut im Sester. Grumbiere gab
es ganz wenig, die meisten Leute hatten kaum zum Setzen, daher war alles sehr
teuer. Weizen 20 fl, Korn 16 fl, Grumbiere 32 kr, Hanf 23 fl. Wein gab es ganz
wenig, ist auch sehr teuer, das Maß 32 kr.

1855. Ein gutes Jahr, Frucht gab es nicht sehr viel, aber sehr gut, es gab auch
wieder ziemlich Grumbiere, sehr viele Bohnen, wenig, aber sehr guten Wein, das
Maaß gilt 32 kr, Hanf 24 fl, Weizen 21 bis 22 fl, Korn 14 fl, Gerste 10 fl, Hafer 4 fl,
Welschkorn 6 fl.

1856. Ein günstiges Frühjahr, ist aber sehr naß geworden, daß auch die magersten
Äcker gefallen sind. Man hat sehr viel Garben gemacht, es gab wohl schlecht
aus, doch war überall übrig. Der Weizen galt 17 bis 18 fl, Korn 10 fl, Hanf hoffte
man gar keinen. Im April ist Regenwetter eingetreten, und es regnete bis in den
Juni, dann wurde der Hanf bis zum 10. bis 15. Juni naß gesät, bekam aber nachher
so günstige Witterung, daß es noch ein Mitteljahr für Hanf gab, er wurde so gut

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