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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 76
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licher Gattung bewegten sich die Bader und Barbiere: Sie
strichen den Kranken die von den wissenschaftlich gebildeten Ärzten
verordneten Salben auf, wie z. B. Quecksilbersalben für Syphiliskranke
. Aus vieler Minderwertigkeit leuchtet übrigens eine als
ernsthaft anzusprechende Gestalt heraus: die des DoktorEisen-
b a r t. Das überhandnehmen der gewissenlosen Ausübung der Heilkunst
löste die ersten staatlichen Schutzmaßnahmen aus. Betroffen
davon wurden außer dem fahrenden Volke auch das stehende Heilgewerbe
: man verbot u. a. den Chirurgen die Behandlung innerer
Krankheiten.

War die Volksmedizin Hand in Hand mit der Schulmedizin
durch die Jahrhunderte gegangen, so begann dieses nach
beiden Seiten befruchtend wirkende Verhältnis sich mit der wissenschaftlichen
Begründung der Schulmedizin und der Verschrottung
der Standesunterschiede im Zeitalter des Absolutismus sich zu lokkern
; auch die Volksmedizin verlor unter dem Einfluß der zu dieser
Zeit besonders zahlreich sich etablierenden Heilkundigen, Heilpraktikern
, Naturheilkundigen und wie sie sich sonst noch genannt haben
mögen, ein gut Teil von ihrem volkstümlichen Charakter. Hatte noch
Paracelsus die Behandlung von Erfrierungen, wundgescheuerter
Körperstellen, die Wirkung blutstillender Mittel usw. in engster
Fühlungnahme mit dem Volke studiert, so folgte dieses den Erkenntnissen
aus der Feststellung des Blutkreislaufs, der Lehre von den
Funktionen der Organe, der Verwertung auch der Fortschritte in
Chemie und Physik um so weniger, als der daraus erwartete Nutzen
für die Therapie sich vorerst in enttäuschend bescheidenen Grenzen
hielt, so daß weite Kreise der wissenschaftlich gebildeten Ärzte
wieder zu den empirisch erarbeiteten Heilmitteln der Volksmedizin
griffen. Trotzdem fand innere Annäherung zwischen Schulmedizin
und Volksmedizin nicht mehr statt, obwohl die volksmedizinische
Prießnitzsche Therapie der wissenschaftlichen Nachprüfung standhielt
. Trotzdem hat diese Isolierung der Volksmedizin ihr ein nicht
hoch genug anzuschlagendes Gute gebracht: Während manche irrtümliche
Vorstellung zum endgültigen Verschwinden gebracht wurde,
sind neue wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Schulmedizin
befruchtend in sie eingesickert. Auch die endlich doch
den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Schulmedizin folgende
Pharmakologie, die sich im XIII. Jahrhundert von der eigentlichen
Medizin löste, hat die von unhaltbaren Vorstellungen gereinigte
Volksmedizin, deren Therapie bei der Verwendung der Heilkräuter
geblieben ist, keineswegs entbehrlich gemacht, und das „Kräuter-

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