Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 153
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„Guten Abend, guten Abend

Ihr Metzelsuppen-Leut,

Heut' hat's geregnet anstatt geschneit,

Und das hat mich zum Säcklestrecken gefreut.

Ich hab' gehört, ihr habt geschlachtet ein fettes Schwein,

Und da möcht' ich auch ein wenig als Gast dabei sein.

Ich wünsche dem Hausvater Glück zum Speck,

Der Hausmutter aber Glück zum Fett,

Den andern allen einen guten Magen,

Daß sie Fett und Speck gut können vertragen.

Ich hab' gehört, Euer Schwein war etwas klein,

Drum will ich mit meinen Wünschen bescheiden sein.

Auf eine Blutwurst werd' ich nicht können hoffen.

Das Blut ist Euch ja alles davon geloffen.

Drum bitt' ich um eine Leberwurst,

Um zu vermehren meinen großen Durst.

Auch bitt' ich um eine Bratwurst,

Die dreimal um den Stubenofen herumgeht,

Dann zum Fenster hinaus in meinen Sack hinein;

Das mag schon eine tapfere Bratwurst sein.

Auch bitt' ich um ein Stückchen Rippach (= Rippen der Schweine),

So lang, daß ich dran steigen kann auf das Dach;

Auch ein Stückchen Hohrucken,

Daß ich kann übers Kamin nausgucken,

Ein Stückchen Speck

Zwischen Ohren und Wedel hinweg,

Und noch einen Schunken,

Dann will ich heimklunken.

Ich bitt', füllt mir mein Säckchen bald,

Denn es ist kalt und ich bin alt,

Da friert's mich bald.

Mein Name ist Moab Strömperle von drüwer rüwer;

Wenn mein Säckle g'füllt ist, geh' ich wieder nüwer.

Man nennt mich sonst Hans Keck,

Wer mir zu nah' kommt, den werf ich in Dreck.

Das Datum hab' ich vergessen,

Weil mir die Maus' den Kalender gefressen."

(Das Säcklestrecken ist im Schwarzwald auch bei der Taufe üblich.)

Den heute allgemein gebräuchlichen Weihnachtsbaum kannte man
damals im Kinzigtal nur dem Namen nach. Auch das Christkindle
als Gabenbringer war unbekannt. Seine Stelle vertrat der Santi-Claus
(J 123). Nach Wolf ach wurde der erste Christbaum von Theodor dem
Seifensieder gebracht. Acht Tage lang zündete er das Bäumchen
jeden Abend an, und noch in seinen alten Tagen wußte er den Platz
im Siechenwald, wo er den Baum einst geholt hatte (W238). Hansjakob
beklagt die immer mehr aufgekommene Sitte des Christbaumes
auf den Dörfern (KrT240).

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