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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 158
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drängen sich die Kinder vor den Häusern, aus denen Dörrobst und
Nüsse zugeworfen werden. Immer wieder erschallt der Ruf, bis jedes
Haus seinen Tribut geleistet hat (J 106, F 178 f.).

Der Frühling kommt, d. h. der Storch, sein Bote, ist da, gebt deshalb
die Winterreste an Obst der Jugend — das ist der Sinn des
Brauches, wie ihn Hansjakob auffaßt.

In Oberachern springt am gleichen Tag die männliche Schuljugend
mit einem Glöcklein in der Hand durch die Straßen und ruft dabei:
„Schlange und Kröte zum Tor hinaus, heut ist Peters-Nacht!" Dreimal
springen die Knaben um jeden Brunnen, gehen in jeden Hausflur
und rufen dort dieselbe alte Beschwörungsformel. Allerorts erhalten
sie dafür meist eine Geldgabe. Und im „Frankenland" drunten
ist an den Fastnachtstagen ein ähnlicher Spruch üblich, mit dem
man den Maulwurf bannt: ,,Hait is Fasernocht in meim Haus, geh'
aus meim Garte naus!" (KrT 149 f.).

An Fastnacht war Haslach damals ein „Klein-Venedig des
Karnevals". Die Buben warfen sich ein Hemd über, setzten eine
Maske vors Gesicht und verkauften am Morgen des Fastnachtsmontags
Schwefelhölzer und Kienspäne. Am Nachmittag sammelte
sich die Schuljugend zum Kindermaskenzug; als Ritter, Barone, Grafen
, Offiziere kostümiert, „in nobler, silberbebordeter Mantille, mit
Barett und Feder, und mit einem kleinen, papiervergoldeten Holzdegen
umgürtet", so zogen sie durch Haslachs Straßen und besuchten
die Honoratioren der Stadt (J 109).

Beliebt war (und ist heute noch) die derblustige Aufführung von
Fastnachtsspielen, von „Moritaten". DerStoff dazu wurde dem heimatlichen
oder auch politischen Bereich entnommen. Bald nach dem
Krieg von 1870 spielten die Haslacher die Franzosen. Sie gingen mit
einem großen Guckkasten um, in dem alle wichtigen Persönlichkeiten
und Städte Frankreichs zu sehen waren. Dazu wurde ein Lied
gesungen, von dem hier die beiden ersten Strophen wiedergegeben

seien: „Herbei, herbei, ihr lieben Leut,

Zu seh'n manch große Neuigkeit.
Ich zeig euch hier für wenig Geld
Die neuste Rarität der Welt.

Ich führ zuerst euch an den Rhein,
Wo ruhig schlief der Michel fein.
Er war' bis heute nicht erwacht,

Hätf Gallicus Hahn kein Lärm gemacht'' (B 283, 287 ff.).

Von einem späteren Haslacher Fastnachtsumzug erzählt Hansjakob
in F 180 f., wobei ihm vor allem der Hochzeitszug aus der Biedermeierzeit
auffiel.

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