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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 191
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Kriegsereignisse

Der Bauer des 15. und 16. Jahrhunderts war tief erbittert über den Druck, der
auf ihm lastete, und geneigt, sich dagegen zu empören. In harter Leibeigenschaft
gehalten, von Frondiensten, Zehnten und allerlei Abgaben bedrängt, in allen
Fehden stark mitgenommen, ohne Schutz und Vertretung vor Gericht, der Willkür
des Adels und den Übervorteilungen habgieriger Rechtsbeamten ausgesetzt, war
er das allgemeine Lasttier. Groll und Haß und schließlich geheime Verbindungen
unter dem Bauernstand waren die Folge. So kam es zu häufigen Erhebungen und
im Jahre 1525 zum Bauernkrieg. Auch bei den Untertanen der Herrschaft
Kürnberg-Kenzingen herrschte tiefste Erbitterung und größte Unzufriedenheit,
namentlich in Herbolzheim, Ober- und Niederhausen und Bleichheim. An der
Spitze der Bewegung standen drei Geistliche: „Herr Claus von Bahlingen zu
Herbolzheim, der ander zu Blaichen, der dritt zu Husen". Die Klöster Tennenbach
und Wonnental und das Paulinerkloster in Kirnhalden wurden geplündert
und niedergebrannt. Vielleicht wurden auch die beiden Häuser in der Vorburg der
Kürnburg ein Opfer des Bauernkrieges. Die Kürnburg selbst blieb verschont, da
ihr Pfandherr Wolf von Hürnheim mit den Bauern sich vertrug. Schließlich gelang
es, mit den Bauern zu einer Verständigung zu kommen. Jedem Dorf und Weiler
wurde eine Strafe für Plünderung und Brand auferlegt, wobei jedes Haus mit
sechs Gulden besteuert wurde. Witwen und Waisen sollten frei sein, ebenso Bauern,
die am Aufruhr nicht teilgenommen hatten. In dieser Angelegenheit besteht ein
Häuserverzeichnis, wonach Bleichheim aufwies: „32 Häuser von gemeinen Leuten,
1 Pfarrhaus, 1 Witwenhaus, 1 bündisch Haus, 2 leere Häuser. Jakob Rieh und
Simon Iseli sind in einem Haus, item Brandschatzung ist bezahlt, und heißt der
Vogt Leutz Reinolt."

Das Unheil des Bauernkrieges war aber nur ein Vorbote gegenüber den Schrecken
des Dreißigjährigen Krieges (1618—1648). Raub, Plünderung, Brandschatzung
, Mord, Quälereien aller Art, Steuerlasten, Teuerung und Krankheiten
hatten Stadt und Land zu erleiden und in reichlichem Maße auszukosten. Zu
Kenzingen und Breisach standen 1632 mehrere hundert Landleute in der Schanzarbeit
, die von Ossa besichtigt wurde. Im Dezember 1632 zogen die Schweden
in Kenzingen ein, womit für dieses und seine Umgebung eine schwere Zeit begann.
Als im Spätjahr 1633 die Kaiserlichen Kenzingen belagerten, rückten die Schweden
mit starken Kräften zum Entsatz heran und errichteten ein festes Lager vor
Herbolzheim. Die Lebensmittel wurden immer knapper, der Winter 1633/34
brachte eine Hungersnot. Am 12. August 1638 fiel Kenzingen wieder schwedischen
und französischen Truppen in die Hände, am 18. Oktober wurde Kenzingen in
Brand gesteckt und mit ihm auch die Kürnburg. Zwei Jahre noch nach dem
Friedensschluß behielt unsere Gegend französische und schwedische Besatzungen;
diese Jahre sollen zu den schwersten der ganzen Kriegszeit gehört haben. Felder,
Wiesen und Reben waren verwildert, Obstbäume gab es keine mehr, die Häuser
waren zerfallen, die Bewohner waren geflohen; von Endingen bis an die Kinzig
war weder Hund noch Katze, viel weniger ein Mensch anzutreffen, wie Olivier,
der Gefährte des Simplicissimus, diesem berichtete, als sie sich 1638 bei Endingen

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