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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 208
(PDF, 56 MB)
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haus in Gaisbach gesagt, er wolle nicht in den Himmel kommen, wenn es dort
nicht gut zu essen und zu trinken gäbe. Er zahlt 13 Gulden Strafe.

4. Verwalter Dondlinger. 18. Jahrhundert

Im Anfang des 18. Jahrhunderts wohnte im Nebenschlößchen in Gaisbach der
schauenburgische Schaffner Dondlinger. Er soll, wie der Volksmund sagt, ein böser
Verwalter gewesen und vom Schicksal verurteilt worden sein, in diesem Gebäude
nächtlich zu spuken in allen Zimmern, so daß die Frauen einen Besen neben den
Eingang stellten, um diesen unholden Geist zu vertreiben.

Dann, so sagt die Sage, wurde er durch einen heiligen Mann in das „Speckkämmerle
" gebannt. Diese einstige Räucherkammer wurde durch den Grimmelshausenforscher
Rudolf Freiherrn von Schauenburg zu einer kleinen Bibliothek
umgewandelt, und er berichtet uns: Als ich das Bücherkabinet im Jahre 1915
betreten wollte, hat der mich begleitende Hund furchtbar geheult und ist mit gesträubten
Haaren an der Schwelle stehen geblieben. Noch jetzt schreckt man die
Kinder in Gaisbach, wenn sie nicht brav sind: „Sei still, sonscht kummt der
Dundlinger."

In Gaisbach, wenn einer dem anderen einen Possen antun will, geht er des
Nachts in einem weißen Hemd als Gespenst des alten Verwalters um dessen Haus
herum.

Hören wir nun, welche Bewandtnis es in Wirklichkeit mit dem „bösen" Verwalter
hatte. Nach den Urkunden war er gerecht, aber überstreng in seinen Amtshandlungen
. Er ließ z. B. einer Magd, die einen Sack Korn gestohlen hatte, den
Sack um den Hals binden und sie an der Kirchentüre während des Gottesdienstes
am Pranger stehen.

5. Verwalter Göll. Ende 18., Anlang 19. Jahrhundert

Zur Zeit der napoleonischen Kriege war die Betreuung der kleinen Grundherr-
schaft Gaisbach ganz dem Verwalter anheimgegeben wegen Abwesenheit der
Gutsherren in auswärtigen Diensten. Es kamen die Koalitionskriege mit wechselnder
militärischer Besetzung des Renchtals.

Oft konnte vom Einziehen der Zinsen und Gülten (Pachten) nicht die Rede sein,
weil der Feind das Futter weggenommen oder durch Kampieren auf den Feldern
verdorben hatte.

Da geht nun eine Klage des Gaisbacher Gemeinderates an den Gutsherrn Franz
Josef v. Schauenburg ein: Während die Bauern die feindlichen Soldaten verköstigt
haben, ist der Verwalter Göll angeblich wegen Krankheit ausgerissen, anstatt,
wie er soll, einige Offiziere ins Quartier zu nehmen und der kleinen Gemeinde in
ihrer Not beizustehen.

Die Bauern haben schon all ihren Wein für die Franzosen abgeben müssen.
Wenn der herrschaftliche Keller nicht bald geöffnet würde, müßten sie Gewalt
anwenden. Die Bittschrift endet mit einem erbärmlichen Hilferuf der Bedrängten.

Dem Gutsherrn ging es in diesen Kriegsjahren auch nicht viel besser. Der Verwalter
Göll entschuldigt sich beständig, er könne kein Geld schicken. Aber sein
Hochgefühl als selbständiger Herr drückt sich darin aus, daß er seine Kinder in
der herrschaftlichen Kapelle in Gaisbach beerdigen ließ; und der Waldweg in
Gaisbach, den er nie anders als zu Pferd zurückzulegen pflegte, heißt heute noch
„Der Gollweg".

Im Jahre 1814 leistet er sich als Freund seiner Herrschaft folgendes Stücklein:
In einer höflichen Anfrage hatte ihn der Oberkircher badische Oberamtmann
ersucht, er möchte auf der Schauenburg gleichfalls, wie es auf den anderen Bergen

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