Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 211
(PDF, 56 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0211
Scholle unter einer Linde zu Pömbsen, und die zersprungenen Ketten lagen
neben ihm."

In dem Vorworte zu einem Gebetbuche (siehe „Ortenau", Jahrg. 1938, 25. Heft,
Seite 112) „Gnaden Wunder Mariae zur Ketten", von P. Plazidus Schneider, O.S.B.,
von 1748 wird die Entstehung der Wallfahrt Maria zu den Ketten in Zell a. H.
wie folgt geschildert:

,,... als haben wir in Ermanglung dessen / was in der anno 1543 dahier entstandenen
Feuersbrunst von Kirchen und anderen Sachen verloren gegangen /
hiemit nichtsdestoweniger dises gantz wohl attestieren können / daß nicht allein
bey uns / sondern auch der gesamten Burger- und Bauernschaft wohl wissend /
daß vorbesagte türkische Ketten unfürdenklich in ermelter Capellen befindlich
und der allgemeine Ruf seye: es habe ein Schmid / von Schuttern gebürtig / all-
hier des Handwerck gelernt / eine besondere Andacht zur Mutter GOttes getragen /
und zu dero Ehre alltäglich fünfzehen Vatter unser und Ave Maria gebettet auch
also darmit fortgefahren. Als er sich hernach wider den Türcken in Kriegsdienst
unterhalten lassen, wäre er von denen Türcken gefangen und biß nacher Jerusalem
und Babylon hin und wieder geschleppt worden. In diser Gefangenschaft
hätte er die Mutter GOttes immerfort angeruffen / um Hilft und Erlösung gebetten
und sich zu disem Ende in dahiesige Gnaden Capell verlobt. Endlichen seye die
Mutter GOttes ihm Abends erschinen / habe ihne getröstet / die Band von denen
Füßen zu schütteln befohlen und gesagt: es werde ein weisses Pferd auffm Weg
stehen / auff dises sollte er sich setzen und die Ketten mit sich nehmen. Folgenden
Morgen seye er unvermethet am Lohrer Berg unweith Schuttern auffm Feld
gelegen / auffgestanden, habe sich umgesehen und endlich erkannt: er befände
sich warhafftig dn seinem Vaterland / sich dahero auff die Knye geworfen und
dem höchsten GOtt wie auch der seeligsten Jungfrauen für solche außerordentliche
Gnad / nach Möglichkeit Danck gesagt / sich sofort mit denen Ketten nach
Schuttern begeben und daselbst alles / wie ihm ergangen / erzehlt / von da habe
man ihne sodan Processions-Weiß bist anhero begleitet und die Ketten zum ewigen
Angedencken solch erstaunlichen Wunders in der Capell / wie noch heut zu
sehen / auffgehängt."

Bei gleichem Inhalt der beiden Legenden sind doch in jeder etwas andere Handlungen
dargestellt. Der Westfale verehrt einen Kreuzpartikel, der Schmied von
Schuttern die Jungfrau Maria. Der Erstere gebraucht zu seiner Heimkehr kein
Beförderungsmittel, der letztere wird von einem weißen Rosse durch die Lüfte
getragen. Und gerade das Fehlen des weißen Rosses in der westfälischen Sage
fällt auf. Zeigt doch das Wappen von Westfalen ein springendes weißes Roß im
roten Felde.

Wie mir das Pfarramt Pömbsen mitteilt, sind die Ketten („Kreuzfahrerketten"
werden sie genannt) nicht mehr am Altare aufgehängt, sondern liegen in einer
historischen Sammlung im Pfarrhause. Es seien ganz altertümliche, mit Hand- und
Fußschellen versehene Ketten. Die Legende von dem in die Sklaverei geratenen
Kreuzfahrer sei heute noch im Volke lebendig.

Otto Straub.

Der lefcte Wolf in Waldstegen

Erzählt vom Gerbers-Franz aul dem Gebersberg bei Neusatz

über den zugefrorenen Rhein waren Vogesenwölfe gekommen und rissen den
Winter und den Sommer über in den Wäldern um Waldstegen den Wildstand zu-
schanden. Bis wieder Schnee fiel, waren die Wälder leer, und die nimmersatten
Räuber machten sich nachts an die Ställe im Dorf. Wo eine Türe nicht gut ver-

14*

211


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1954/0211