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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
34. Heft.1954
Seite: 213
(PDF, 56 MB)
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des Menschen Hand gegeben? Laß sie sicher sein, wenn sie des Pulvers tödlichen
Strahl gegen mich aus dem Rohre löst!"

Noch am selben Abend riß der Wolf ein im Farn verstecktes Rehkitzlein und
trug es in sein Lager. Eben leckte er sich das letzte Blut aus den Lefzen, da hörte
er ein Reh schmälen, es war wohl die Mutter, die nach ihrem Kinde rief. Im
Schein des Vollmondes sprang er die Rehgeiß an — und brach im Feuer aus des
Herrensohnes Büchse zusammen, raffte sich aber nochmals auf: „Blattschuß,
Jäger! Aber welch einer meines Geschlechtes . . .?" Ächzend schleppte sich der
Todwunde in sein Loch im Felsen . ..

Manches Großel erzählt seinen Enkeln vom letzten der Wölfe in Waldstegen,

schließlich aber schwand sein Andenken aus der Menschen Gedächtnis samt dem

des Jägers und seiner Ellern. Gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts rückte

eine Kolonne südländischer Steinbrecher vor den Wolfertstein und zerteilte ihn

zu Fenster- und Türgewänden und zu Treppenstufen. In einem Gelaß tief unter

der Erde fand man die Überreste eines Wolfes . .. __, ... .__B. v^u__

Mitgeteilt von Fr. Kober.

Das Sühnekreuz in Neusafc bei Bühl

Am Rande des zweiten Ackers links des von Neusatz über den Aspich nach
Lauf führenden Weges stand ums Jahr 1890 ein niederes Kreuz aus rotem Sandstein
. Wir Buben suchten nach einer Inschrift, fanden aber keine. Warum, wenn
das ein Grabkreuz war, hatte man den Toten nicht im Gottesacker beerdigt wie
die anderen Verstorbenen auch? Einer von uns wußte, was sich hier ereignet hatte:

Zwei Brüder stritten sich um den Acker. Dem einen war er von dem unlängst
verstorbenen Vater zugesprochen, der andere aber beanspruchte den Klee, den
er gesät hatte. Er fing an zu mähen, der Bruder auch, jeder an einem der Grenzsteine
, der gleichen Breitseite des Ackers entlang. Je näher sie einander kamen,
desto heißer wurde in ihnen der Zorn, und als sie zusammentrafen, hoben sie die
Sensen, und beider Köpfe rollten in den Klee. Die Mutter ließ sie am Orte ihrer
Untat begraben und setzte ihnen zur Sühne ein Kreuz. Aber noch im Tode stritten
die beiden weiter: auch das Kreuz wollte jeder für sich haben. So zogen sie es
in den Boden hinein, schon berührt der Querbalken fast die Erde, und noch immer
währt der Streit.

Ob dieses Sühnekreuz das gleiche ist wie das von Dr. O. A. Müller in seiner
Bestandsaufnahme — „Ortenau", 25. Heft 1938 — unter Nr. 13 als verschwunden bezeichnete
, dürfte zu untersuchen sein, denn der Standort dieses Kreuzes müßte
nach der Beschreibung rechts des von mir angegebenen Weges gewesen sein.

Wie einer das Fluchen aufgab

Hart am Neusatzer Gottesacker wohnte eine Familie, deren zornmütiger Vater
gotteslästerlich zu fluchen gewohnt war. Da starb ihm ein Kind, und in der
Nacht, die dem Begräbnis folgte, fluchte er sogar dem Herrgott. Da erscholl vom
Gottesacker her des toten Kindleins Weinen. In furchtbarem Schrecken verstummte
der Lästerer. Als das Weinen fortdauerte, ging der Vater ans Grab des
Kindes und gelobte ihm, das Fluchen hinfort zu lassen, wenn es nur mit seiner
Klage ihm nicht das Herz vollends abdrücken wollte. Das Weinen hörte auf,
und den Mann hat seither niemand mehr fluchen hören. Friedrich Kober

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