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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 28
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legen und von dem Wasser zu trinken. Dies soll auch ein gutes
Wachstumsmittel sein. Zur Zahnpflege riet der Nagile-Karle, im
Sommer Salbei und im Winter Brotkruste zu nehmen. Dies verhüte
Zahnweh (WK 315 f.).

Ein gutes Nervenstärkungsmittel ist das Einreiben (der Füße) mit
Hefeschnaps (K 254). Gegen allerlei Wunden und Beschwerden hilft
der Saft der Aloepflanze. Ihr Blut, innerlich genommen, sei schmerzstillend
(P 305). Gegen Magenleiden wurde dem Studenten Hansjakob
geraten, als Frühstück Milch mit Knoblauch zu nehmen, ,,ein wahrer
Teufelstrank" (St 112). Ein wirksames Mittel gegen das Aufliegen
der Bettlägrigen ist, jeden Morgen eine Schüssel voll frisches Wasser
unter das Krankenlager zu stellen (F84). Gegen Krankheitseinflüsse
wirkte das Ausräuchern der Kranken- und Wohnzimmer mit
Wacholderbeeren (F 165). Auch die Heilkraft der Kiefernadeln war
im Volke bekannt (W 306). Der Fürst vom Teufelsstein benutzte
Glaubersalz als Hausmittel und Kräuter, die seine Frau nach dem
großen Kräuterbuch im Walde suchte (W 128). Schwindsüchtige wurden
mit Hundeschmalz behandelt (Schi 100).

Hansjakob selbst übte, als er noch Pfarrer in Hagnau war, das
„Gewerbe eines Naturarztes" aus; er heilte mit Wasser nach Prießnitz-
Hahnscher Art. Und manch einer, der von Hansjakobs „Wasserkuren
" gehört hatte, kam aus den umliegenden Dörfern zu ihm
(Sch III 78, 234).

Viel hielten die Menschen vom Aderlassen. Hansjakob erzählt
, wie zu seiner Knabenzeit die Landleute an Sonn- und Markttagen
ins Städtle kamen und sich zur Ader ließen. Die Beliebtheit
des Landkalenders, der überall auf den Höfen und in den Städtchen
zu finden war, beruhte vor allem darin, daß er die günstigen und
ungünstigen Tage zum Aderlassen verzeichnete.

„Den ersten jeden Monats ist Aderlassen bös, der Mensch verliert die Färb.
Auch der zweite ist bös, macht Fieber, ebenso der dritte und vierte. Der letztere
Tag droht gar mit .gähligem Tod'. Gut ist der elfte, macht starken Appetit. Der
siebzehnte ist der beste Tag im Jahr, der Mensch bleibt gesund. Der 21. ist gut
zu allen Dingen; am 22. fliehen alle Krankheiten, der Aderlaß am 25. dient gar
zur Weisheit."

Als allgemeine Regel gibt der Landkalender folgenden Spruch:

„Dem Aderlassen schadet die Kalt',
Die Zeit sei schön und hell erwählt.
Das macht dir frei und frisches Blut;
Viel Bewegung ist bös, die Ruh' ist gut."

Schließlich erfahren wir auch, wie nach dem Aussehen des abgelassenen
Blutes der Gesundheitszustand zu beurteilen ist.

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