Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
36. Heft.1956
Seite: 37
(PDF, 67 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0039
des Sees im Thal gelegen ist. Sie mußten aber, so war des Vaters Gebot, vor
Mitternacht zu Hause sein.

Die gütigen Feen unterhielten sich aufs beste mit den Landleuten, halfen ihnen
spinnen und erzählten ihnen wunderbare Geschichten, bis die Leute anfingen, mit
den Seefräulein ihren Spott zu treiben. Einmal richteten sie die Uhr zurück, so
daß die zwei geisterhaften Wesen zu spät heimkamen.

In der gleichen Nacht noch hörte man lautes Jammern vom See her, und am
Morgen war eine große Blutlache auf seiner Oberfläche.

Die Nixen waren und blieben verschwunden, die Landleute aber, die mit ihnen
ihren Spott getrieben hatten, starben alle bald nachher" (P 175).

Trotz seiner Herkunft aus dem Wildsee dürfen wir das Seemännle,

von dem man sich im Wolftal erzählt, zu den Hausgeistern rechnen.

Diese stellen den Segen im Hause dar. Verschwinden sie, so geht

auch das Glück aus dem Haus. Und nun die Sage vom Seemännle,

das als guter Hausgeist auf dem Seebenhof waltete.

„Auf den Seebenhof sed vor alters aus dem Wildsee herab jeden Morgen ein
Männlein gekommen mit großem Bart und alten, abgetragenen Kleidern. Dieses
habe das Vieh gefüttert und sich im Futterstock und in den Ställen tagsüber aufgehalten
. Am Abend sei das Seemännle, wie die Leute es nannten, jeweils wieder
heim in die Flut.

Es gab auch auf die Kinder acht, wenn keine erwachsene Person im Hause war,
und wenn geflößt wurde — eine gefährliche Arbeit — stund das Seemännle auf
die abgehenden Flöße, bis die gefährlichsten Stellen passiert waren.

Sein Essen habe man ihm — aber nur Milch und Brot wollte es — unter die
Stiege gestellt. Dort habe der Kobold es geholt und unbeschrien verzehrt und
dann die leere Schüssel wieder an den Platz, auf dem sie gestanden, gebracht.

So war das Männlein der gute Geist des Hofes und die Leute ihm dankbar.
Eines Tages aber legte ihm die Bäuerin einen neuen Anzug unter die Stiege und
gab ihm auch ein besseres Essen.

Als es kam, um sein Essen zu holen, und das neue Gewand und das gute Essen
sah, ward es traurig, jammerte und sprach: ,0 je, jetzt muß ich fort, wieder für
immer in den See zurück.' Von Stund an verschwand es, und mit ihm wichen das
Glück und der Segen vom Hofe, bis er unterging" (E 469 f.).

In der Volkssage hat der Glaube an Geister, die umgehen müssen,
zu vielen Ausgestaltungen geführt. Eine Sage von Althornberg erzählt
von einer schönen Frau, die einem Hirtenbuben oft erschien.
Er wollte sie erlösen, doch lief er davon, als er einen Drachen küssen
sollte (ESch 66).

Eine etwas eitle Magd auf Schloß Hornberg muß umgehen, weil
sie auf dem Weg zur Kirche unter der Brücke ,,beim vierten Bur"
ihr in Unordnung geratenes Haar kämmte und deswegen regelmäßig
zu spät in den Gottesdienst kam.

In den Ruinen der Burg Hornberg haust der Schloßgeist, der ,,in
der Advents- und Fastenzeit als Irrlicht über Berg und Tal ziehe und
schon manch nächtlichen Wanderer gefoppt habe" (ESch 66).

Aber auch die Natur selbst bot der Phantasie des einfachen, naturnahen
Menschen mannigfachen Anlaß zur Sagenbildung. Um bizarre

37


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1956/0039