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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 74
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durch die schwedische Wache nach Schwarzach. Die Schwarzacher Herren steuerten
zwei Drittel der Summe bei, den Rest brachten die Stollhofener selber auf,
so daß der Kommandant befriedigt werden konnte. Bald darauf wurde Stollhofen
vom Markgrafen Wilhelm entsetzt. Die Befreiung dauerte aber nur kurze
Zeit. Schon am 27. Oktober 1632 wurde die Stadt zum zweitenmal von den
Schweden besetzt und blieb ihr „Sammelplatz und Musterplatz" bis zum
26. Januar 1633. Es waren schlimme Tage. Die Bevölkerung wurde ausgeplündert,
der Viehstand vernichtet; Mißhandlung, Entbehrung und Krankheit rafften die
Hälfte der Bevölkerung hinweg. Nach dem Dreißigjährigen Kriege hat sich indes
Stollhofen wieder rasch erholt. Nach einem Berichte des Schwarzacher Mönches
Alexius Speyrer, der um 1660 Pfarrer dort war, zählte es wieder gegen 500
Seelen. Die zerstörte Pfarrkirche wurde nicht mehr aufgebaut. Der Gottesdienst
fand in der Erhardskapelle statt.

Schlimme Tage kamen für Stollhofen wieder, als die Soldateska des französischen
Königs Ludwig XIV. sengend und brennend unsere badische Heimat durchzog
. 1689 wurde die Stadt niedergebrannt. Abt Gallus Wagner, dessen Chronik
die Hauptquelle für diese Zeit ist, schreibt: „Seit Stolhofen verbrennt, haltet
sich die Mehrheit der Stolhofener zu Schwarzach auf und bekommt das täglich
Brod um Gotteswillen an der Klosterpforte." Auch der badische Amtmann nahm
mit des Amtes Erlaubnis seinen Wohnsitz in Schwarzach, bis das Amtshaus
wiederaufgebaut war. In den Jahren 1693 bis 1696 wurde Stollhofen wieder
von den Franzosen heimgesucht. 1699 berichtet ein Pfarrer, die Erhardskapelle
befinde sich in so erbärmlichem Zustande, daß das Allerheiligste darin nicht aufbewahrt
werden könne; die französischen Soldaten hätten alles — Gewänder und
Geräte — zerstört; Geistliche und Laien mögen zusammenarbeiten, um ein
würdiges Gotteshaus zu bauen. Doch wurde erst 1769 an Stelle der Kapelle die
jetzt noch stehende Pfarrkirche im Barockstile erbaut.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges bekam Stollhofen eine weit über
unsere mittelbadische Heimat hinausragende Bedeutung durch die Bühl-Stoll-
hofener Linie. Dieses großartige Befestigungswerk begann bei Söllingen gegenüber
Fort-Louis, ging an Stollhofen, Leiberstung, Oberbruch, Vimbuch, Bühl
vorbei und zog sich über Kappelwindeck bis zum Klotzberg hinauf. Ihr Schöpfer
war der tatkräftige Markgraf Ludwig Wilhelm, im Volke besser bekannt unter
dem Namen Türkenlouis. Sie sollten den Franzosen, die sich mit dem abtrünnigen
Kurfürsten Max Emanuel von Bayern vereinigen wollten, den Durchgang
durch die Markgrafschaft versperren. Die Hauptstützpunkte, Bühl und Stollhofen,
wurden 1703 von den Generalen Tallard und Villars mit starken Kräften vergebens
angegriffen. Bei Stollhofen hatte man das sumpfige Gelände ringsum ganz
unter Wasser gesetzt; der aus der Schwedenzeit herrührende Damm wurde ausgezeichnet
verteidigt. Solange der Markgraf lebte, wiederholten die Franzosen
den Angriff auf die Linien nicht mehr. Kaum war er 1707 gestorben, da erneuerten
sie den Sturm und überrannten die Linien.

„Die Einnahme war leicht, denn der Markgraf war tot", gestand Villars der
Markgräfin Witwe Auguste Sybilla zu Rastatt. Auf Befehl der Franzosen wurden

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